Gespräch mit Daniela Galitzdörfer über die Möglichkeit sich schlank zu denken

„Warum eine perfekte Figur eine Frage der Geisteshaltung ist“

Fast täglich geistern mehr oder weniger erfolgreiche neue Abnehm-Diäten durch die Medien und Social-Media-Kanäle. Sie empfehlen `Denk dich schlank`. Das hört sich wunderbar einfach an, vielleicht zu einfach?

Daniela Galitzdörfer: Bei „Denk Dich Schlank“ geht es ergänzend zu den Faktoren Bewegung und Ernährung um die mentale Einstellung. Diese ist der entscheidende Faktor, um bei einer Diät nicht nur einmal Erfolg zu haben, sondern einen gesunden und schlanken Lebensstil dauerhaft zu verinnerlichen und leben zu können. Wichtig ist, mit welcher mentalen Einstellung wir das Thema Ernährung, Bewegung und gesunder Lebensstil angehen. Denn letztlich geht es nicht nur darum, einmal Gewicht zu verlieren, sondern auch die Hintergründe zu verstehen, wie und warum es zu Übergewicht kam. Und wie unsere Psyche uns bei der Gewichtsreduktion und dem Gewicht halten unterstützen kann. Durch die Erfolge, die ich mit meinem Programm erleben durfte, bin ich absolut davon überzeugt, dass es funktioniert.

Warum ist es Ihrer Meinung nach so wichtig, schlank zu sein. Man kann doch auch glücklich sein, mit ein paar Kilo zu viel auf den Rippen. Der Schlankheitswahn macht ja gerade auch jungen Mädchen sehr zu schaffen.

Daniela Galitzdörfer: Schlank ist für mich vor allem als gesund, glücklich und zufrieden zu verstehen. Ich möchte ich mich ganz deutlich davon distanzieren, dass es eine „perfekte Figur“, wie es in den Medien oft dargestellt wird, gibt.
Stattdessen ist es essenziell, eine positive Einstellung zu sich und mit sich selbst zu entwickeln. Die perfekte Figur kann für jeden einzelnen etwas anderes bedeuten. Beim einen ein paar Pfund mehr auf der Hüfte und beim anderen rank und schlank. Jede/r von uns hat seine eigene „perfekte Figur“. Die Figur, mit der sie oder er sich optimal wohlfühlt und kraft- und energievoll durch den Tag gehen kann.

Unter dem sogenannten Yo-Yo-Effekt leiden Viele. Wie kann ich hier erfolgreich gegensteuern?

Daniela Galitzdörfer: Viele Programme betrachten nur den Moment. Da kann es schon möglich sein, innerhalb von ein paar Wochen einen Diäterfolg zu erreichen. Was aber nicht berücksichtigt wird ist, wie es zu dem ursprünglichen Zustand gekommen ist. Welche Verhaltensweisen dazu geführt haben, dass entweder das Wunschgewicht nicht erreicht werden konnte oder nach der Diät nicht dauerhaft gehalten werden kann. Und genau hier schließt Denk Dich Schlank die Lücke, weil es die mentalen Vorgänge mit einbezieht und den Menschen als Individuum in den Mittelpunkt stellt.

Was machen schlanke Menschen Ihrer Erfahrung nach anders?

Daniela Galitzdörfer: Schlanke Menschen haben einen schlanken Lebensstil im Handeln, Fühlen und Denken verinnerlicht. Sie ernähren sich gesund, mit Bedacht und bewegen sich ausreichend. Sie wissen um die Voraussetzungen eines gesunden Lebensstils und die Folgen negativer Gewohnheiten. Häufig haben schlanke Menschen eine Sportart gefunden, die ihnen Freude bereitet und die sie gern und regelmäßig ausführen. Das kann alles Mögliche sein, vom Mannschaftssport, über Nordic Walking oder Wandern bis hin zu Sportarten mit meditativem Charakter, wie Yoga oder Tai Chi. Schlanke Menschen haben ein starkes Selbst- und Körperbewusstsein entwickelt und verfügen über Strategien, um auch im Alltag einen schlanken Lebensstil beizubehalten. Sei es im Familienleben, im Schichtdienst oder beim Business-Dinner. Außerdem haben sie eine gesunde Ernährungsform gefunden, die sie dauerhaft und gerne, auch außerhalb einer klassischen Diät, beibehalten.

Was empfehlen Sie, wenn man frustriert schon viele Diäten abgebrochen hat. Wie kann man sich wieder neu motivieren?

Daniela Galitzdörfer: Wir werden in allen Lebensbereichen mit Rückschlägen konfrontiert. Jeder Rückschlag birgt aber auch die Chance zum Wachstum, wenn wir es schaffen herauszufinden, was genau uns scheitern ließ. Beginnen Sie, eine neue Haltung zu Rückschlägen zu entwickeln. Rückschläge sind nichts anderes als Chancen für uns, aus der Situation zu lernen, sich weiterzuentwickeln und zu wachsen. Nicht der Rückschlag lässt uns scheitern, sondern die Tatsache, dass wir aufgeben. Bleiben Sie daher trotz Rückschlägen positiv und motiviert.

Ich finde, gerade die ersten Lebensjahre eines Kindes sind ein wundervolles Beispiel für den Umgang mit Rückschlägen. Ich würde fast behaupten, dass wir nie wieder im späteren Leben mit so vielen Rückschlägen wie in dieser Zeit konfrontiert sind. Schon allein deshalb, weil es so viel zu lernen gibt. Das Ausführen kontrollierter Bewegungen, dann Krabbeln bis hin zum Laufen, Laute zu erzeugen bis hin zum Sprechen, um nur einige zu nennen. Wären wir zu dieser Zeit mit Rückschlägen ähnlich umgangen wie heute, würden wir vielleicht immer noch auf dem Rücken liegen und vor uns hin brabbeln. Also: Erkennen Sie Rückschläge als Chance und stehen Sie wieder auf, wenn Sie einen Rückschlag erfahren haben!

Sie sind Gesundheitscoaching-Expertin und Personal Trainerin. Mit welchen Problemen kämpfen Ihrer Erfahrung nach die meisten Menschen, wenn sie abnehmen möchten?

Daniela Galitzdörfer: Zunächst ist der Zusammenhang von Ernährung, Bewegung und Körpergewicht für viele Menschen ein Buch mit sieben Siegeln. Es gilt, den Zusammenhang von Energieaufnahme durch Nahrung und Energieverbrauch durch körperliche Prozesse und Aktivität zu verstehen und zu verinnerlichen. Häufig erlebe ich in meiner Praxis, dass meine Kunden hochmotiviert mit Sport und Diät begonnen haben, bei einem ausbleibenden Erfolg auf der Waage aber schnell frustriert aufgaben. Dabei gibt es hier eine Vielzahl von möglichen Gründen, welche wir dann gemeinsam überwinden. Zum Beispiel wurde die Ernährung nicht umgestellt und kein Kaloriendefizit erreicht. Oder der Körper hat einfach Muskelmasse aufgebaut, was gerade bei Sportanfängern ein wichtiger und sogar erwünschter Faktor ist.

Ein weiteres Problem ist, dass die Menschen zu viel in zu kurzer Zeit wollen. Sie gehen dann ungesunde Kaloriendefizite ein oder übertreiben es mit den Sporteinheiten. Das Resultat sind Heißhungerattacken und Übertraining. Nach kurzer Zeit geben die Menschen auch hier frustriert auf. Dabei gilt: Viele kleine Schritte führen ans Ziel. Jeden Tag eine halbstündige Sporteinheit lässt sich leichter auf Dauer durchhalten als ein zweistündiger Besuch im Fitnessstudio oder eine dreistündige Fahrradtour am Wochenende. Ziel ist, Ansätze zu finden die wirken und die zu Routinen werden können.

Welche Erfahrung machen Sie in ihrer Praxis. Fällt es Frauen oder Männern leichter, dauerhaft abzunehmen?

Daniela Galitzdörfer: Meine Erfahrung ist, dass es niemandem wirklich leicht fällt abzunehmen. Was das Prinzip des Abnehmens angeht, geht es immer um ein Kaloriendefizit. Nur wer dieses erreicht, nimmt ab. Das funktioniert bei Männern und Frauen gleich.
Dennoch gibt es ein paar Faktoren, die es Frauen erschweren können, Gewicht zu verlieren. Da ist zum Beispiel die Anatomie: Männer haben mehr Muskeln und bauen diese auch leichter auf. Frauen hingegen lagern aus evolutionären Gründen eher Fett ein, welches bei einer möglichen Schwangerschaft benötigt werden würde. Dies wurde im Jahr 2019 in einer wissenschaftlichen Studie bestätigt.
Und dann kommen noch die „typischen“ Frauenthemen dazu: Hormonschwankungen, Zyklus, Schwangerschaft, Stillzeit, Wechseljahre. Alles Zeiten, in denen der Körper und die Psyche einer Frau Ausnahmezuständen ausgesetzt sind.
Ein weiterer Faktor ist, dass Frauen kleiner und leichter sind und somit einen geringeren Energieumsatz haben. Für sie ist es nicht so leicht, ein gleich großes Kaloriendefizit zu erreichen, wie ein Mann. Möchte man also Erfolge vergleichen, sollte man die Abnahme nicht in Kilogramm vergleichen, sondern in Relation zum Körpergewicht.

Können Sie uns noch einen (Geheim-)Tipp verraten, mit dem es gelingt, ganz schnell ein paar Pfund zu verlieren?

Daniela Galitzdörfer: Schnell ein paar Pfund zu verlieren wäre zwar schön, aber das entspricht leider nicht meinem Ansatz. Denn was mir wichtig ist, ist einerseits auf gesunde Art und Weise abzunehmen und fast noch wichtiger: das Gewicht dann auch dauerhaft halten zu können.
Dennoch kann ich gerne ein paar Tipps geben, die ich beispielsweise anwende, um im Winter schlank zu bleiben. Dazu gehört ein täglicher, zusätzlicher ausgiebiger Spaziergang an der frischen Luft. Tendenziell bewegen wir uns im Winter weniger, als im Sommer. Und das macht sich auf der Waage bemerkbar. Und dann heißt es: Maß halten. Ist am Abend ein Festessen geplant, ist eine Möglichkeit, sich tagsüber beim Essen zurückzuhalten und auf Gemüse und Proteine auszuweichen. Das sättigt ausreichend, ist aber relativ kalorienarm. Letztlich geht es beim Abnehmen immer darum, eine negative Kalorienbilanz zu erreichen. Sprich: weniger Kalorien aufzunehmen, als zu verbrauchen. Den Verbrauch können wir durch Bewegung erhöhen und die Aufnahme kontrollieren wir über die Nahrung. Und ob wir das durchhalten und am Ende das Gewicht halten können, da kommt der Faktor Psyche ins Spiel.

Sie haben ein Buch mit dem Titel „Denk Dich schlank“ geschrieben. Wie kam die Idee dazu? Und wer sollte Ihr Buch lesen?

Daniela Galitzdörfer: Die Idee entstand schon lange vor dem Buch. In meiner Beratungspraxis habe ich erlebt, dass das Thema Abnehmen für viele eine echte psychische Belastung darstellt. Viele Kunden hatten zahlreiche Diäten erfolglos abgebrochen. Oder sie hatten erfolgreich abgenommen und konnten aber ihr Gewicht nicht halten. Durch meine psychologische Ausbildung wusste ich um die Kraft und den Einfluss der Psyche. Daher habe ich das Denk-Dich-Schlank-Programm entwickelt, um meine Kunden auch auf mentaler Ebene zu begleiten und zu stärken. Denn für dauerhaften Erfolg ist ein Umdenken notwendig. Im letzten Jahr habe ich dann meinen Verleger Herrn Schmich kennengelernt. Ich habe ihm von meinem Programm und dessen Erfolgen erzählt und so kam eins zum anderen.
Das Buch ist eine Empfehlung für jede/n der abnehmen und dauerhaft schlank bleiben möchte. Aber auch für Menschen ohne Gewichtsprobleme kann die Lektüre erhellend sein. Die Kapitel und Übungen zu den mentalen Themen wie Selbstwert, Verantwortung und Durchhaltevermögen sind interessant und wertvoll für jedermann.

Und zum Abschluss noch eine persönliche Frage: Sie haben selbst eine perfekte Figur. Hatten Sie einfach Glück, oder halten Sie Ihre Figur mit Hilfe Ihrer Übungen und Tipps in Form?

Daniela Galitzdörfer: Zunächst Danke Ihnen für das Kompliment. Dennoch liegt „perfekt“ ja immer im Auge des Betrachters und man selbst ist mit sich meist am kritischsten.
Ich persönlich ernähre mich aus ethischen und gesundheitlichen Gründen seit einigen Jahren vegan. Gleichzeitig habe ich meine Ernährung auf LowCarb umgestellt, das heißt ich nehme hauptsächlich Eiweiß und Fette zu mir. Beides zusammen, kombiniert mit regelmäßigem Sport und Bewegung, hilft mir mein Gewicht zu halten. In meinem Buch finden Sie viele Tipps und Tricks wie Sie sich ganz nebenbei im Alltag bewegen und Schritte sammeln können.
Natürlich habe ich, wie alle anderen Menschen auch, Phasen in denen ich zunehme und Phasen, in denen mir das Abnehmen und Gewicht halten leichter fällt. Nicht immer ist es mir möglich, mein Bewegungs- und Sportpensum zu erfüllen. Hormonell- und Wetterbedingt habe auch ich mit Fett und Wassereinlagerungen zu kämpfen. Sie sehen also, mir geht es nicht anders als allen anderen auch.
Viel wichtiger als das Gewicht ist mir aber eine optimale Gesundheit. Wegen einer schweren Erkrankung vor einigen Jahren habe ich diesbezüglich meinen Lebensstil optimiert und mir so den Weg zurück ins Leben erkämpft. Wichtig ist letztlich meine persönliche Motivation: Auch im Alter noch fit und kraftvoll zu sein. So habe ich immer ein Ziel vor Augen, das mir hilft, an gesunden Gewohnheiten festzuhalten.

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