Nachrichten aus St. Petri

Liebe Freundinnen und Freunde von St. Petri zu Lübeck, haben wir uns an die Lage gewöhnt? Keineswegs, auch wenn es den Anschein hat, dass große Teile des öffentlichen Lebens in der Stadt wieder recht normal funktionieren. Man muss gar nicht sehr weit über die Grenzen unserer bemerkenswert behüteten Stadt hinausblicken, um festzustellen, dass von Entwarnung noch keine Rede sein kann. Die Kultur (im Sinne der Künste) hat es nach wie vor sehr schwer. Es liegt mir fern, nun zu fordern, dass alle Spielstätten schleunigst wieder öffnen müssten. Denn jede Lockerung birgt Risiken. Ich frage mich allerdings, ob Kultur in Deutschland gemäß politischer Entscheidungen nicht im Wesentlichen über die Autoindustrie und den Bundesligafußball definiert werden.

Vorerst keine Veranstaltungen, aber bald: Turm und Café
Momentan arbeiten wir intensiv an Hygienekonzepten, und das ist angesichts der Vielfalt der Angebote nicht so einfach. In Kürze werden wir eine Öffnung des Aussichtsturms probieren, und angesichts der fehlenden Touristen kann man es auch langsam, gleichwohl mit großem Personalaufwand, angehen. Auch das Café soll bald wieder öffnen. Bei gutem Wetter hätte man ja genügend Platz auf dem Kirchhof für eine sichere Bestuhlung. Das sehr arbeitsintensive Projekt des Kochens und Backens für die Essenausgabe konnte inzwischen beendet werden. Andrea Flint und ihr Team haben dabei Unglaubliches geleistet.


Mit der Expertise der Küster spielen wir auch Szenarien für den Kirchenraum durch, aber Veranstaltungen werden wir vorerst nicht durchführen. So merkwürdig es klingen mag: Der eigene Erfolg ist eigentlich das größte Hindernis. Bis zu 1000 Besucher kommen zu den Top-Veranstaltungen, zu den kleineren selten weniger als 200. Wollen wir eine Petrivision für 50 Leute inszenieren, die dann auch noch, statt sich im Raum zu bewegen, feste Sitzplätze zugewiesen bekommen?
Trotz der Möglichkeit, bei gutem Wetter den Hof zu bespielen, haben wir in Abstimmung mit Dr. Hanna Petersen das "Vorlesen am Abend" abgesagt. Zu viele unwägbare Faktoren. Die Universität wird im Juli ihre Absolventen online verabschieden müssen. Man wird aller Voraussicht nach eine Sommerausstellung in der Kirche haben, dazu vielleicht noch wenige kleine Dinge bis dahin. Aber Pastor Dr. Bernd Schwarze sieht vor dem Herbst kaum eine Wahrscheinlichkeit für größere Veranstaltungen.

Künstler*innen-Hilfe geht weiter
Das große Übe-Projekt der Musikhochschule ist abgeschlossen, aber nach den Cellisten und Schlagzeugerinnen brauchen jetzt die Kirchenmusikstudierenden dringend Orgelstunden. Und dies ist momentan ohne großes Regelwerk und feste Verabredungen noch nicht möglich. Also schmiedet man in St. Petri neue Belegungspläne. Mit dem Künstler-Hilfsfonds konnten bislang 30 Musikerinnen, Schauspieler, Galeristinnen unterstützt werden. Aber deren Lage bleibt prekär. Die Possehl-Stiftung hat eine weitere großzügige Zuweisung angekündigt, sodass man für eine weitere Hilfswelle gerüstet ist. Großer Dank gilt aber auch denen aus dem Freundeskreis, die kleinere und größere Summen zur Förderung beigetragen haben. Falls Leser such an diesem Projekt der Kulturförderung beteiligen möchten, dann finden man hier das Spendenkonto: IBAN DE89 2305 2750 0000 4434 41, BIC NOLADE21RZB. Man freut sich über Spenden unter dem Stichwort "Künstlerhilfsfonds".

„18.45“ Vorgartenkonzerte
Es begann mit einer kleinen Initiative. Esther, meine Frau, und ich setzten uns vor einigen Wochen auf die Stufen vor unserem Haus und spielten ein paar Minuten lang auf einer Bodhràn und einer Djembé. Es war 18.45 Uhr. Am ersten Abend interessierte das niemanden, am zweiten Abend blickten scheu einiger Gesichter hinter den Gardinen hervor. Am dritten Abend wurden wir bereits erwartet. Dann haben wir die Ziffern 1 8 4 5 groß an unsere Frontfenster gemalt, Musiker eingeladen und ihnen eine Flasche Wein samt Umschlag geschenkt. Bald standen alle Nachbarn auf ihren Balkonen und Passanten blieben stehen und lauschten, alle schön auf Abstand und höchst diszipliniert. Dann kam uns die Idee, diese 18.45-Vorgartenkonzerte auch anderen anzubieten – zur Förderung der Künstler und zur Stärkung der Nachbarschaften.


Ab kommenden Donnerstag wird das St. Petri Büro als Vermittlungsagentur für private Vorgartenkonzerte anbieten. Hätten Sie Lust mitzumachen? Glauben Sie mir: es macht viel Spaß und leistet Gutes ganz nebenbei. Orientieren Sie sich gern auf unserer Website www.st-petri-luebeck.de. Dort finden Sie – ebenfalls ab Donnerstag alle wichtigen Informationen und eine Liste der Solist und Duos, die Sie buchen können. Wenden Sie sich bitte per E-Mail an Anika Stender-Sornik ( info@st-petri-luebeck.de ), und sie wird gern die Vermittlung übernehmen. Die Konzerte können für jeden Abend, vom Sonnabend, dem 16. Mai bis Sonnabend, dem 30. Mai, gebucht werden. Die Uhrzeit ist grundsätzlich 18.45 Uhr."

SOLO VERBO: demnächst als Podcast
Die aktuelle Reihe des beliebten Andachtsformats mit religionsphilosophischen Reden und dem Gesang des Ensembles VIVA VOCE muss leider ausfallen. Und da die Reihe eigentlich den Publikumskontakt braucht, möchte Pastor Schwarze von den neuen Themen jetzt keine digitale Version erstellen. Allerdings wird in St. Petri noch oft nach den Texten der früheren Abende gefragt. So überarbeitet der Pastor zurzeit nach und nach die Reden, die er in früheren Jahren gehalten habe und möchte sie als Podcast zur Verfügung stellen. Es kann noch ein Weilchen dauern, weil noch einige technische Probleme bewältigt werden müssen.

Das Team von St. Petri ist wohlauf und guten Mutes.

Mit den besten Wünschen für Ihre Gesundheit und Ihr Wohlbefinden grüßt Sie herzlich
Ihr Bernd Schwarze

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