Studium oder Ausbildung? So hilft die Berufsberatung

Nach der Schule den richtigen Beruf zu finden, ist für viele eine riesige Herausforderung. Womit möchte ich mich dauerhaft beschäftigen? Soll ich eine Ausbildung machen oder lieber studieren? Passt Industriekaufmann/frau oder Wirtschaftsingenieur/in besser zu mir? Ute Hoffmeister (links) und Ursula Ebbing, Studien- und Berufsberaterinnen der Agentur für Arbeit Lübeck, erläutern, wie dich die Berufsberatung dabei auf vielfältige Art unterstützt.

JOBS 4 YOU: Laut einer OECD-Studie schützt ein Studium am besten vor Arbeitslosigkeit. Sollten deshalb alle Schüler weiter zur Schule gehen und studieren?

Hoffmeister: Nein, denn nicht jeder Studiengang schützt vor Arbeitslosigkeit und ein Studium ist nicht für jeden die richtige Wahl. Jugendliche müssen ihren ganz eigenen Weg – ob Ausbildung oder Studium oder beides – finden und gehen. Wichtig ist dabei nicht nur, seine Interessen und Stärken vorher zu erkunden, sondern sich auch umfassend zu informieren. Das kann vor Umwegen schützen.

Ebbing: Wer sich mehr für praktische Tätigkeiten interessiert, für den ist die Ausbildung ein attraktiver Berufsstart mit guten Weiterbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten zum Betriebswirt/in, Fachwirt/in, Meister/in oder Techniker/in. Und selbstverständlich kann man auch nach der Ausbildung noch ein Studium aufsatteln. Eine andere Option für eher praktisch veranlagte Schülerinnen und Schüler ist das duale Studium. Es wird in unterschiedlichen Fachrichtungen angeboten und verbindet theoretische Studieninhalte mit praxisorientierten Ausbildungsinhalten. Die Berufsberatung hilft gern dabei, den individuellen Weg zu finden.

JOBS 4 YOU: Viele wissen auch nicht, dass sie durch den Abschluss einer Ausbildung einen höheren Schulabschluss erreichen können. Wann ist das der Fall?

Hoffmeister: Hauptschüler können während der zweijährigen betrieblichen Ausbildung z.B. zur Fachkraft im Gastgewerbe oder Verkäufer/in einen mittleren Schulabschluss erlangen. Voraussetzung ist, dass sie im Abschlusszeugnis der Berufsschule einen Notendurchschnitt von mindestens 3,0 erreichen und entsprechende Fremdsprachenkenntnisse (Minimum fünf Jahre und keine Note schlechter als 4) nachweisen.

Ebbing: Realschüler können ihre Fachhochschulreife während ihrer dreijährigen Ausbildung z.B. als Fachkraft für Lagerlogistik oder Einzelhandelskaufmann/frau erwerben, wenn sie zwei Jahre lang zwei Mal wöchentlich abends am zusätzlichen Berufsschulunterricht teilnehmen. Auch während einer schulischen Ausbildung, z.B. als Sozialpädagogische/r Assistent/in ist der zusätzliche Schulabschluss möglich. Ein Gesprächstermin bei der Berufsberatung lohnt sich auf jeden Fall und kann Klarheit und Orientierung im Bildungsdschungel bieten.

JOBS 4 YOU: Egal ob man sich für ein Studium oder eine Ausbildung interessiert, wie findet man den für sich passenden Beruf?

Ebbing: Bloß nicht von Moden, Trends und angesagten Tipps verwirren lassen, sondern in sich hineinschauen. Schließlich wird diese Entscheidung das ganze Leben mitbestimmen. Wichtig ist es für Jugendliche zunächst herauszufinden, was sie selbst können und möchten. Denn der Beruf soll ja zu ihnen passen. Dabei sind nicht nur Schulnoten und Lieblingsfächer entscheidend, sondern vor allem die eigene Persönlichkeit. Auch Hobbys, Erfahrungen aus Praktika oder Ehrenämtern sollten in die Überlegungen einfließen. Der Weg zum Traumjob führt über die eigenen Interessen und Stärken. Anregungen können z.B. das Berufsinformationszentrum (BiZ), BERUFENET unter www.arbeitsagentur.de, das BERUFE-Universum unter www.planet-beruf.de oder das Internetportal www.studienwahl.de bieten.

JOBS 4 YOU: Wie genau sieht das Angebot der Berufsberatung aus?

Ebbing: Jugendliche können mit uns über ihre beruflichen Wünsche und Erwartungen sprechen, aber auch über Probleme und Bedenken, die sie haben. Wir beraten sie zu Aufgaben und Tätigkeiten in Berufen sowie über deren Anforderungen und Zugangsvoraussetzungen. Auch über Aussichten auf dem Arbeitsmarkt, über Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten oder über Bewerbungsverfahren und -termine erhalten sie von uns Informationen. Bei der Frage, ob für den Traumberuf wirklich die gesundheitlichen und fachlichen Voraussetzungen vorliegen, können unsere Fachdienste mit medizinischen Untersuchungen, Berufswahltests und fachlichen Eignungsfeststellungen helfen.

Hoffmeister: Und wir unterstützen die Vermittlung in Ausbildungsstellen und duale Studiengänge, durch Bewerbungsmappenchecks, Adressen von Betrieben und teilweise auch finanziell durch Übernahme von Bewerbungs- und Reisekosten zu Vorstellungsverfahren. Wer während einer betrieblichen Ausbildung Schwierigkeiten in der Berufsschule hat, kann bei uns Nachhilfe als ausbildungsbegleitende Hilfe erhalten. Unter der 0800 4 5555 00 oder unter Lübeck.Berufsberatung@arbeitsagentur.de können mit uns Beratungstermine vereinbart werden.

JOBS 4 YOU: Wann sollten sich Jugendliche spätestens um das Thema „Berufswahl“ kümmern?

Hoffmeister: Schülerinnen und Schüler sollten möglichst früh starten. Spätestens im vorletzten Schuljahr sollten sie damit anfangen, ihre Interessen und persönlichen Stärken zu erkunden. Teilweise beginnen dann schon die Bewerbungsfristen für Ausbildungsplätze und duale Studiengänge. Banken, Versicherungen und manche Großbetriebe beginnen sehr früh mit dem Auswahlverfahren. Eine Bewerbung im Öffentlichen Dienst muss ebenfalls rechtzeitig verschickt werden. Selbst kleine und mittlere Betriebe planen in einigen Branchen so, dass sie schon ein Jahr vor Ausbildungsbeginn das Auswahlverfahren in Angriff nehmen.

JOBS 4 YOU: Und welche Bewerbungsfristen sollte man beim Studium beachten?

Ebbing: Je nach gewähltem Studiengang muss man sich entweder direkt per Onlineverfahren der jeweiligen Hochschule, über Hochschulstart.de oder bei dualen Studiengängen beim Arbeitgeber bewerben. Wer im Sommer das Abitur erwirbt und im darauffolgenden Wintersemester studieren möchte, für den ist der 15. Juli Bewerbungsschluss. Wer das Abitur bereits im Vorjahr erworben hat, muss sich in Einzelfällen früher bewerben, nämlich bis zum 31. Mai. Bewerbungsschluss für das Sommersemester - sofern die Hochschule diesen Studienbeginn anbietet - ist der 15. Januar. An den Hochschulen kann es je nach Bundesland und Hochschulart unterschiedliche Fristen geben. Auf den Homepages der jeweiligen Hochschulen bzw. unter www.hochschulstart.de erfährt man alles zu den Zulassungsbedingungen, Terminen und Fristen.

Hoffmeister: Man kann übrigens auch bei der Agentur für Arbeit eine abwechslungsreiche Ausbildung machen oder ein praxisnahes Studium mit einem Bachelor of Arts abschließen. Wer Arbeitsmarktprofi werden möchte, findet unter www.arbeitsagentur.de/ba-karriere weitere Informationen.

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