Die Comedian Harmonists in Concert – Mit Texten von Pit Holzwarth

© Thorsten Wulff

Die »erste Boygroup der Welt« imitiert – in einer Stimme, in einem Gesangskörper – ein ganzes  Orchester! Doch wer hat das Sagen im Kollektiv? Schauspieldirektor Pit Holzwarth, Autor und Regisseur der ersten Theaterfassung vom spektakulären Aufstieg der Comedian Harmonists und  ihrer niederschmetternden Auflösung, widmet sich erneut dem legendären Kollektiv und seinen  Dissonanzen. Die Spannungen in der Gruppe verstärken sich durch den politischen Druck von außen: Den Nazis waren die Ironie, das Unheldenhafte und Androgyne der eleganten Herren  unerträglich. Für Holzwarth und di e Nachwelt bleiben ihre grandiosen Evergreens wie »Mein  kleiner grüner Kaktus« und »Veronika« unerreicht.

Die Goldenen Zwanziger in Berlin: Der Schauspielschüler Harry Frommermann schreibt Partituren für eine noch nicht existierende Gesangsgruppe und annonciert: »Achtung. Selten. Berufsanfänger, nicht über 25, sehr musikalisch, schönklingende Stimmen, für einzig dastehendes Ensemble gesucht.« Aus der Schar arbeitssuchender Künstler engagiert er den Bass Robert Biberti, dieser empfiehlt den bulgarischen Tenor Ari Leschnikoff. Es folgt Bariton Roman Cycowski, Erwin Bootz übernimmt das Piano, dessen Kommilitone Erich A. Collin wird zweiter Tenor.

Anfang 1928 beginnen sie zu proben: Der Klang der Leichtigkeit ist harte, lange Arbeit! Im Sommer nimmt der Berliner Revuekönig Erik Charell die Musiker unter Vertrag – als Comedian Harmonists. Im Herbst treten sie zum ersten Mal auf, weitere Engagements in Berlin und anderen deutschen Städten folgen. Rundfunk und Schallplatten verhelfen den jungen, gut aussehenden Männern rasch zu Erfolg – sie sind Popstars! Das Publikum rast, spendet  frenetischen Applaus und hingerissene Fans erwarten sie überall. Die »Beatles der 30er Jahre«  verkaufen Alben und werden nicht nur in Deutschland gefeiert.

Nach der Machtergreifung der Nazis 1933 werden Konzerte abgesagt, drei der Mitglieder sind jüdisch, anders: nichtarisch. Frommermann, Cycowski und Collin werden 1935 nicht in die Reichsmusikkammer aufgenommen und verlieren somit das Recht auf Berufsausübung. Am 1. März 1935 kommen die Comedian Harmonists trotz des Verbots für eine letzte Aufnahme zusammen, danach spaltet die Gruppe sich.

Wiederaufnahme 15/10, 19:30 Uhr, Großes Haus.
Weitere Termine 16/10, 14/11, jeweils 19:30 Uhr.

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