Die Lübecker Erstaufführung von Darius Milhauds Oper »Christophe Colomb« feiert am 12. Oktober Premiere im Großen Haus

Regisseur Milo Pablo Momm

Am 12. Oktober hebt sich im Großen Haus der Vorhang für die Oper Christophe Colomb von Darius Milhaud – in einer Inszenierung von Milo Pablo Momm und unter der musikalischen Leitung von Andreas Wolf. In der Rolle des Christophe Colomb I wird Ensemblemitglied Johan Hyunbong Choi zu erleben sein, in der Rolle des Christophe Colomb II Gerard Quinn, Isabelle leiht Evmorfia Metaxaki Gestalt und Stimme. Der Schauspieler Merten Schroedter ist als Erzähler zu Gast am Theater Lübeck und das ehemalige Ensemblemitglied Daniel Jenz kehrt als Teufel und junger Mann auf die Bühne des Großen Hauses zurück.

Heiligenlegende und Horrorfilm? Vor allem in der Kombination von Musiktheater und filmischen Bildern stellte das Werk bei seiner Uraufführung an der Staatsoper Berlin 1930 einen Meilenstein dar. Elemente des epischen Theaters Bertolt Brechts, polytonaler Musik ebenso wie musikalische Überwältigungsstrategien machen erlebbar, wie »die Moderne« allem Anschein nach neue Horizonte eröffnen und gleichzeitig alten kolonialistischen Denkmustern verhaftet sein kann. Wie kein anderes Werk der 1920er-Jahre macht es Widersprüche und Möglichkeitsräume eines 20. Jahrhunderts erfahrbar, die auch 2019/20 noch bestehen.

Viele Szenen seiner Oper »Christophe Colomb« bringen den Abstand zwischen Europa und Amerika – den Ozean – zur Sprache. Wir erleben Gottheiten der seit dem 16. Jahrhundert unterdrückten Kulturen Südamerikas – sie fürchten die Ankunft dieses Mannes. Dieser Kolumbus kann sich auch als Herrscher über Gottheiten fühlen, von denen der historische Kolumbus auf See- und Landwegen noch nichts gehört haben dürfte, weil sie erst im weiteren Verlauf des 16. Jahrhunderts zu unverstandenen Feindbildern in den Augen europäischer Eroberer und ihrer gewaltsamen missionarischen Bestrebungen wurden. Von 1501 bis 1866 sollten mehr als 15 Millionen Menschen aus diversen Regionen des afrikanischen Kontinents versklavt und nach Amerika deportiert werden, um dort für Europa und »die Welt« Exportware zu produzieren – und selbst »Exportware« zu sein.

Kostprobe 1/10, 18:30 Uhr, Großes Haus (Eintritt frei).
Premiere 12/10, 19:30 Uhr, Großes Haus.
Weitere Termine 18/10, 19:30 Uhr, 10/11, 18:00 Uhr u.a.

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