6. Sinfoniekonzert

Werke von Beethoven

Im ungarischen Pest wurde 1808 mit dem Bau eines Theaters begonnen. Das Theater sollte mit einem Festspiel eingeweiht werden. Den Auftrag für die literarische Vorlage erhielt August von Kotzebue. Beethoven sollte die Musik beisteuern. Innerhalb weniger Wochen hatte er 1811 die Musik komponiert. Das von Beethoven komponierte Vorspiel trug den Namen »König Stephan«, das kurze Nachspiel hat den gleichen Titel wie das eigentliche Festspiel: »Die Ruinen von Athen«.

Mit der 2. und 4. Sinfonie stehen in diesem Konzert die am wenigsten bekannten Sinfonien Ludwig van Beethovens auf dem Programm. Steht die 2. im Schatten von Beethovens Erstling, so hat es die 4. durch die Umklammerung der 3. und der 5. mit ihren verkaufsförderlichen Titeln »Eroica« bzw. »Schicksalssinfonie« nicht ganz leicht.

Anhand umfänglichen Skizzenmaterials kann man beim Entstehungsprozess von Beethovens 2. Sinfonie beobachten, dass sich der Komponist im Zweifelsfall immer wieder für die unkonventionellste und ungewöhnlichste Lösung entschieden hat. So verwundert es nicht, dass die Zeitgenossen die 2. Sinfonie zunächst als »zu lang, zu grell, zu schwierig, zu kolossal, zu wild« tituliert haben – eine Einschätzung, die sich erst durch die Konfrontation mit den »viel wilderen« späteren Sinfonien relativierte. Scharfe Kontraste kennzeichnen die Faktur dieser Sinfonie. Die Musik wird immer mehr zum »Drama«. Publikumserwartungen werden ganz bewusst durch (für damalige Verhältnisse) schockartige Wendungen getäuscht. Die Ansätze der historisch-informierten Aufführungspraxis werden dem Innovativen dieser früher oft zu harmlos interpretierten Sinfonie sicherlich besser gerecht.

Beethovens 4. Sinfonie trägt klassizistische Züge. In ihrem Charakter findet sich nichts von der gewalttätigen Energie der vorausgegangenen 3. Vielmehr zieht sich ein Gestus der grazilen Dezenz durch diese auch kammermusikalischere Sinfonie. Als »heiter, verständlich und sehr einnehmend gehalten« beschrieb sie ein Rezensent später. Interessanterweise hat gerade diese Sinfonie die Komponisten der Romantik nachhaltig beeindruckt. Felix Mendelssohn Bartholdy wählte die 4. für sein Debüt beim Gewandhaus in Leipzig, und vor allem die ungewöhnlich starre, bereits auf Gustav Mahlers 1. Sinfonie vorausweisende, langsame Einleitung war es, die Robert Schumann begeisterte, der die Sinfonie mit den Worten »griechisch schlanke Maid zwischen zwei Nordlandriesen« umschrieb.

Ludwig van Beethoven (1770-1827)
Ouvertüre zu »Die Ruinen von Athen« op. 113
Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 36
Sinfonie Nr. 4 B-Dur op. 60

Dirigent S. Vladar.
Konzerte 22/3, 11:00 Uhr · 23/3, 19:30 Uhr, Musik- und Kongresshalle.

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