Gender Pay Gap auch in Lübeck: Frauen verdienen pro Jahr 2.500 – 9.500 Euro weniger

„Vollzeitbeschäftigte Frauen haben 2018 in Lübeck 2.460 Euro (brutto) weniger verdient als Männer“, macht Elke Sasse, Gleichstellungsbeauftragte der Hansestadt Lübeck, deutlich. Der Verdienst liegt damit laut Beschäftigungsstatistik der Agentur für Arbeit um 205 Euro im Monat bzw. 6,4% unter dem der Männer.

Der sog. Gender Pay Gap, also der Verdienstunterschied zwischen Frauen und Männern, ist bei den vollzeitbeschäftigten Frauen seit 2014 zwar von 300 auf 205 Euro pro Monat (Jahr 2018) zurückgegangen. „Betrachtet man aber alle Frauen und Männer, so steigt der Verdienstunterschied in Lübeck auf bis zu 9.515 Euro bzw. 31% pro Jahr“, erläutert Petra Schmittner, Mitarbeiterin im Lübecker Frauenbüro.

„Obwohl ein Diskriminierungsverbot beim Arbeitsentgelt seit über 50 Jahren rechtlich festgeschrieben ist, muss endlich ein Gesetz zur echten Durchsetzung von Entgeltgleichheit her“, stellt Elke Sasse mit Verweis auf die Zahlen fest.
Vorbild seien z.B. Island oder Frankreich. In Frankreich verlangt ein Gesetz, dass Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeiter:innen eine Software installieren, die mit ihrem Lohn- und Gehaltsabrechnungssystem verknüpft ist und ungerechtfertigte Lohnunterschiede aufzeigt. Jährlich müssen rund 1300 Unternehmen Kennzahlen veröffentlichen, die die unternehmensinternen Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen betreffen. Von 831 Unternehmen, die ihren Gleichstellungsindex veröffentlicht haben, lagen 713 über einer Minimal-Anforderung, 118 landeten in der „roten Zone“ und müssen nun Pläne zur Behebung der Ungleichheiten in ihrem Gehaltssystem vorlegen und umzusetzen. Bei Nichteinhaltung drohen Sanktionen – immerhin ein Prozent des jährlichen Gehaltsvolumens.

„Aber auch vor Ort kann einiges getan werden“, darauf weist  Petra Schmittner hin. „Unternehmen können die Entgeltgleichheit mit verschiedenen Instrumenten wie z.B. dem eg-Check überprüfen. Hinweise dazu finden sich auf den Seiten des Bundesfrauenministeriums www.bmfsfj.de, des „Fair Pay Innovation Lab“ oder der Antidiskriminierungsstelle des Bundes.

„Moderne Arbeitgeber:innen, die engagierte und gut qualifizierte Frauen als Fachkräfte für sich gewinnen möchten, können so für sich punkten“, so Schmittner.

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