In die Zukunft zu investieren bringt weiter!

Einstiegsqualifizierung bietet beiden Seiten Vorteile

Mahmoud Ahmad (r.) ist bereits während seiner EQ gerne mit seinem Chef Jens Kretschmer zu Kunden gefahren und hat Ware ausgeliefert sowie installiert.

Ob junge Menschen mit schwächeren schulischen Leistungen, junge Erwachsene ohne Berufsabschluss, Alleinerziehende oder geflüchtete Menschen – sie alle haben Talente, die es zu entdecken gilt. „Wir unterstützen Unternehmen dabei, diese Potenziale zu entwickeln. Eine Brücke in die Ausbildung kann zum Beispiel die Einstiegsqualifizierung sein“, erklärt Kathleen Wieczorek, Geschäftsführerin Operativ in der Arbeitsagentur Lübeck.

Radio- und Fernsehtechnik-Meister Jens Kretschmer, Inhaber des gleichnamigen Unternehmens in Ahrensbök, bildet seit 1999 aus. Seit 2006 beschreitet er den Weg über eine Einstiegsqualifizierung (EQ). Acht jungen Leuten hat er mit EQ bereits eine Chance geboten, sich zu beweisen. „Sowohl wir als auch die Jugendlichen können herausfinden, ob der Beruf zu ihnen passt und sie die erforderlichen Fähigkeiten mitbringen. Oft haben sie keine konkreten Vorstellungen, was ein Informationselektroniker macht oder wie die Abläufe im Betrieb sind. Wir beide können auch feststellen, ob der junge Mensch zum Team und in den Betrieb passt. Die meisten Langzeitpraktikanten starten danach bei uns mit einer Ausbildung. Das hilft uns bei der immer schwieriger werdenden Besetzung der Ausbildungsplätze“, berichtet Jens Kretschmer, in dessen Betrieb fünf Mitarbeitende und zwei Auszubildende tätig sind.

Einer, der zum 1. September 2019 in die Ausbildung zum Informationselektroniker übernommen wird, ist Mahmoud Ahmad. Der junge Syrer wird vom Jobcenter Ostholstein betreut. Im Rahmen des Deutschsprachkurses suchte er nach einem Praktikumsplatz. Da er in Ahrensbök wohnt, fragte er bei Jens Kretschmer nach und stieß auf offene Ohren. Aus dem Kurzpraktikum wurde eine EQ und jetzt eine Ausbildungsstelle. „Ich freue mich, dass ich die Ausbildung machen kann. Der Beruf gefällt mir sehr gut – insbesondere, dass ich im Laden und im Außendienst mit Menschen zu tun habe“, erklärt der 23-Jährige. In Syrien war er nach dem Abitur sechs Monate auf der Uni und hat BWL studiert, bevor er 2015 vor dem Bürgerkrieg floh. Alleine schlug er sich übers Mittelmeer nach Griechenland und über Serbien bis nach Deutschland durch.


„Herr Ahmad ist sehr zuvorkommend zu Kunden, fleißig und interessiert. Er spricht bereits recht gut Deutsch. Wenn er weiter so fleißig lernt, bin ich zuversichtlich, dass er die Ausbildung schafft. Ab 01. September startet bei mir der nächste Jugendliche eine EQ mit guter Aussicht auf die Übernahme in Ausbildung 2020“, ergänzt Jens Kretschmer.

Die EQ orientiert sich an Ausbildungsinhalten anerkannter Ausbildungsberufe. Es handelt sich um ein sozialversicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis bei dem zwischen Betrieb und den jungen Menschen ein Vertrag abgeschlossen und eine Vergütung gezahlt wird. Die Unternehmen erhalten von der Agentur für Arbeit beziehungsweise dem Jobcenter einen Zuschuss zur EQ-Vergütung sowie eine Pauschale für Sozialversicherungsabgaben. Eine EQ dauert mindestens sechs bis maximal 12 Monate und geht meist bis zum Ausbildungsbeginn. Begleitforschungen belegen, dass 60 bis 70 Prozent der Teilnehmenden in eine Ausbildung einmünden. Derzeit befinden sich 64 Teilnehmende in Lübeck und Ostholstein in einer EQ.

„Selbst wenn die Übernahme nicht im gleichen Betrieb möglich ist, erhalten die Jugendlichen ein betriebliches Zeugnis und ein Zertifikat der Kammer über die erfolgreiche Teilnahme. Damit können sie bei anderen Unternehmen nachweisen, dass sie Durchhaltevermögen haben und ihre erworbenen Grundkenntnisse einbringen. Teilweise ist auch die Anrechnung der EQ-Zeit auf die Ausbildung möglich“, ergänzt Kathleen Wieczorek.

„Das Angebot an Ausbildungsstellen ist in unserer Region sehr gut. Dennoch gibt es jedes Jahr Bewerberinnen und Bewerber, die diese zweite Chance über EQ brauchen. Deshalb möchten wir mit diesem Beispiel auch anderen Arbeitgebenden Mut machen, Jugendlichen mit schwierigem Vermittlungshintergrund eine Chance zu geben. Jeder junge Mensch, der ohne Ausbildung bleibt, wird später als Fachkraft fehlen. An Jugendliche richte ich den dringenden Hinweis, nicht zu lange zu warten. Je früher man sich bei uns meldet, umso größer sind die Chancen, eine Ausbildungsstelle zu finden. Mit der Berufsberatung können dann auch rechtzeitig Berufsalternativen besprochen werden“, empfiehlt sie.

Jugendliche sollten gleich in der Arbeitsagentur vorbeischauen. Einen Termin in der Berufsberatung können sie auch telefonisch unter der kostenfreien Rufnummer 0800 4 5555 00 oder online unter www.arbeitsagentur.de/eservices vereinbaren.

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