Traumbedingungen in der Seebrise

Spaß hatten die Formula-18-Katamarane bei Top-Bedingungen an ihrem ersten Tag zur Travemünder Woche. Fotos: segel-bilder.de

Die Windmaschine in der Lübecker Bucht ist warmgelaufen. Die Hitze der Hundstage aus Südeuropa bringt die Regatten der Travemünder Woche in Schwung. Schon in den späten Vormittagsstunden baute sich die Seebrise auf und ließ auf den Regattabahnen für die acht Jollen- und Katamaranklassen die ersten Wettfahrten zu. Bis zum Nachmittag war das volle Programm abgespult. Das Fleißkärtchen des Tages ging an die Formula 18. Die Katamarane segelten vier Wettfahrten.

 

Europameisterschaft O'pen Skiff

Die EM der jungen Skiffsegler bleibt fest in italienischer Hand. Sowohl in der Altersklasse U13 als auch der U17 liegen die Südeuopäer vorn. Federico Quaranta (U17) und Manuel De Felice (U13) sind die beiden Spitzenreiter, die Italien mit doppeltem EM-Gold bescheren können. Die deutschen Segler spielen aktuell keine Rolle bei der Vergabe der Top-Plätze, liegen in beiden Altersklassen außerhalb der Top-Ten.

 

IDM der J/70

Bei der Internationalen Deutschen Meisterschaft hat sich nach dem zweiten Tag ein deutsches Team an die Spitze gesetzt. Der Hamburger Michael Grau zog mit seiner stark besetzten Crew an dem Cypern-Team um Steuermann Sergei Dobrovolskii vorbei. „Was soll ich sagen? Man freut sich, wenn man vrn liegt. Wenn das Crew-Setup stimmt, dann läuft es“, so Grau, bei dem der australische Profi David Chapman für die Taktik sorgt. Und wie hoch sind jetzt die Titelambitionen? „Dazu gebe ich keine Prognose ab. Es kann in den nächsten Tagen noch viel passieren.“ Respektvoll blickt Michael Grau auf Platz drei, wo mit Johanna Meier (Warnemünde) die beste Frau im Feld das Ruder führt. „Wir sind sehr zufrieden und froh, dass wir so konstant durchgekommen sind. Die guten Starts waren die Basis“, sagt Meier, die im vergangenen Jahr bei der Women Champions League auf Platz drei gesegelt ist. In ihrem Team ist als Taktiker Theodor Bauer dabei, Junioren-Weltmeister im Laser von 2013, der seine olympischen Ambitionen vorerst auf Eis gelegt hat.

 

IDJM der Laser Radial

Mit den ersten Ausrutschern der Konkurrenz hat Favorit Julian Hoffmann die Spitze der Deutschen Jugendmeisterschaft der Laser Radial übernommen. Während der Elfte der aktuellen Youth Worlds beständig in den Top-Drei agiert und nur einen fünften Platz streichen muss, stehen bei den Verfolgern jeweils ein paar höhere Ziffern in der Liste. Mewes Wieduwild (Schwedeneck), der zur IDJM gemeinsam mit dem Lübecker Jesper Bahr und Landestrainer Manuel Voigt ein Appartement auf dem Priwall bewohnt, hat den Faden von Top-Resultaten mit vier Siegen in Folge zum Auftakt leicht verloren, kassierte in der Goldgruppe sogar einen zwölften Platz. Trotzdem bleibt er der ärgste Verfolger von Hoffmann, hat zur weiteren Konkurrenz schon ein paar Punkte Polster. Für Lokalmatador Jesper Bahr ist der Start in die IDJM gut gelaufen. Das Mitglied des Förderkaders „Team Lübeck“ lächelte von der Spitze. Bei „Traumbedingungen mit einer ab Mittag einsetzenden Seebrise um die 20 Knoten“, so Wettfahrtleiterin Tina Buch, hatte Bahr so seine Probleme. Rang 18 und 7. „Für mich als eher Leichtgewichtigeren ist das nicht so einfach gewesen. Hinzu kommt, dass der Wind gedreht hat, so dass ich im ersten Rennen das Feld von hinten aufrollen musste.“ Das zweite Rennen sei okay gewesen. Sein Ziel bleibt: „Ich will die U17-Wertung gewinnen.“

 

Die Seebrise legte am Nachmittag richtig los, so dass auf den Bahnen auch zu einigen Kenterungen kam. Foto: segel-bilder.de

IDJM der Laser 4.7

Einen Führungswechsel gibt es auch in der Klasse der Laser-Einsteiger. Philipp Rathmann (Schwerin) zog zum Start der Goldgruppe am Kieler Josse Bonatz vorbei. Noch aber bleibt es eng, denn die beiden Führenden trennt nur ein Punkt. Auf Rang lauert Favorit Ole Schweckendiek (Kiel).

 

IDJüM Teeny

Zum Start in ihre Jüngstenmeisterschaft segelten die Teeny-Segler gleich zwei Wettfahrten, an deren Ende sich die Teams auch Schleswig-Holstein in eine hervorragende Position brachten. Die Plöner Mats Ole Krüss/Tobias Ridder führen das Feld vor Mathias Faasch/Simon Dorloff und Laura Müller/Hanna Lange (beide aus Malente Gremsmühlen) an. „Eine Top-Fünf-Platzierung ist schon angepeilt, aber die Führung kommt etwas überraschend“, erklärte Hauke Krüss, Vater vom Spitzenreiter-Steuermann Mats Ole. „Jetzt werden die Ambitionen wahrscheinlich steigen – in Richtung Medaillenplatz.“ Für die Führungscrew rückt aber auch schon die nächste Klasse in den Fokus. In einem Jahr wollen sie auf den 420er umsteigen.

 

Neben den Meisterschaften sind auch drei weitere Klassen zu Ranglisten-Regatten bis zum Wochenende auf der Bahn. Bei den Kielzugvögeln, die schon ihren zweiten Tag segelten, haben Michael Hotho/Jochen Wiepking (Großenheidorn) die Spitze übernommen. Top bei den Formula 18, die gleich ein volles Programm mit vier Rennen zu ihrem Auftakt absolvierten, sind Martin Friedrichsen/Björn Wendel (Flensburg), und die O-Jollen-Wertung führt Harry Voss (Schaumburg-Lippe) an.

 

Eng war es in der Trave zum Start der Langstrecke. Foto: segel-bilder.de

Pulsbeschleuniger Trave-Start

Es wurde eng, es wurde laut, es war nichts für schwache Nerven: Der Start zur Langstrecke zur Deutschen Meisterschaft der Zweihand-Crews war ein Krimi auf des Messers Schneide. Elf Yachten tummelten sich kurz vor 17 Uhr auf der Enge zwischen Travemünde und „Passat“, um die beste Startposition zu ergattern. Sie kämpften um jeden Millimeter – wohlwissend, dass noch über 100 Seemeilen und damit rund ein kompletter Tag harter Wettkampfsport vor ihnen liegen. Fahrtensegler und Luxus-Yachteigner sorgten mit ihrem unerwarteten Auftritt dafür, dass das Gedrängel eine zusätzliche Würze erhielt.

 

Gleich mit dem Start in eine lange Nacht zeigte sich, dass die Teilnehmer zur Premiere einer Deutschen Meisterschaft in der Disziplin Offshore Double Handed gierig auf den Eintrag in die Geschichtsbücher des Deutschen Segler-Verbandes sind. Spätestens mit dem Einholen des „Blauen Peter“ (Ein-Minuten-Signal) auf dem Startschiff gab es kein Halten mehr. Unter Backbordbug rauschte die halbe Flotte vom Passathafen kommend auf den Startpoller an der Travepromenade zu. Dort aber lauerte die andere Hälfte der Yachten, um eng an der Küste über die Linie zu ziehen und mit einem langen Kreuzschlag aus der Trave zu kommen. Gebrüll war programmiert, hektische Wendenmanöver wurden eingeleitet. Wenige Sekunden vor dem Start schien sich alles aufzuklaren, als eine Fahrtenyacht unter Motor unbeirrt die Trave hinaufzog und auf die startenden Rennyachten zuhielt. Im letzten Moment legte die Schiffsführerin den Rückwärtsgang ein, die Fahrtenyacht verschwand kurzzeitig im Gewimmel der Segel, tauchte danach aber wieder auf. Ohne Schrammen gingen die IDM-Crews auf Kurs, lieferten sich danach noch einige Kreuzduelle, um schließlich die Trave zu verlassen und in Richtung offene Ostsee zu entschwinden.

 

Lina Rixgens und Sverre Reinke mussten kurz nach dem Start aufgeben. Foto: segel-bilder.de

Ganz ohne Komplikationen lief es dann allerdings doch nicht ab – das allerdings ohne Gegnereinfluss. Lina Rixgens und Partner Sverre Reinke setzten hinter der Nordermole eine Wende, zogen die Fock auf neuem Bug dicht und mussten dann mit entsetztem Blick feststellen, dass die Schotbefestigung platzte und das Schothorn wild zu schlagen begann. Wichtige Meter gingen verloren, bevor das Segel wieder stand. Kurze Zeit später musste die junge Crew aber doch den Rückweg antreten. Das Groß drückte im oberen Bereich aus der Mastnut heraus. Damit wäre ein Reffen nicht mehr möglich gewesen. Bei weiter zunehmenden Wind für Lina Rixgens keine Option: „Leider mussten wir zurück in den Hafen. Jetzt werden wir ein Tuch auf das Vorliek nähen, damit es dicker wird und hält. Dann hoffen wir, bei der Mittelstrecke wieder dabei zu sein.“

Mit gebremstem Schaum ging es eine Stunde später zur Langstrecke im Ostsee-Cup auf die Bahn. Zwei Startgruppen schickte das Wettfahrtleiter-Team von der Trave aus auf eine etwas kürzere Langstrecke als bei der Deutschen Meisterschaft.

 

Beim Brunch plauderten die Unterstützer und Organisatoren der TW über das Segel- und Festivalevent. Foto: segel-bilder.de

Ein Tag, um Danke zu sagen!

Der Mittwoch ist traditionell der Tag, um Danke zu sagen. Danke an die Helfer, die am Abend ihre gesellige Zusammenkunft auf der „Passat“ hatten, Danke aber auch an die Unterstützer und Sponsoren der TW: Sie treffen sich traditionell im Atlantic Grand Hotel zum Brunch, bevor im Anschluss Bürgermeister Jan Lindenau zum Segelduell bittet.

 

Andrea Varner-Tümmler freute sich über den großen Zuspruch zum runden Geburtstag des Segel- und Festivalevents, das auch durch die enger gewordene Kooperation mit der Stadt Lübeck zu etwas ganz Besonderem geworden ist. „Im vergangenen Jahr haben wir mit Bürgermeister Jan Lindenau verabredet, die Travemünder Woche mehr in die Stadt zu transportieren. Und Herr Lindenau hat diese Verabredung sofort in die Hand genommen und verschiedene Initiativen gestartet.“ Das Motto „Lübeck klingt zur 130. Travemünder Woche“ sei toll umgesetzt worden. Der Verkaufsoffene Sonntag aus diesem Anlass war großartig mit Orchester, Plakaten und Liegestühlen inszeniert. „Aus vielen Mosaiksteinchen hat sich ein schönes Bild ergeben“, so Andrea Varner-Tümmler.

In Zukunft sollte es noch weitere Ideen geben, um die Travemünder Woche als Marketing-Produkt nach außen zu tragen. Die Neubebauung des Priwalls rund um den Hafen wird dazu in den kommenden Jahren beitragen. „Bei einem Rundgang im Passathafen zeichnet sich bereits ab, dass die Anlage sehr schön werden wird“, so Andrea Varner-Tümmler. Aus sportlicher Sicht gab es von den Teilnehmern viele positive Rückmeldung. Die so lang ersehnte Vergabe der Deutschen Meisterschaft der Seesegler an die TW wurde groß gefeiert. Und die Segler bedankten sich überschwänglich. Diesen Dank leitete die LYC-Vorsitzende über die Ansprache beim Sponsoren-Empfang öffentlichkeitswirksam an die Helfer der Travemünder Woche weiter.

 

Ergebnisse

Europameisterschaft Open Bic U13 (nach sechs Wettfahrten)

1. Federico Quaranta (Italien) 9

2. Gita Van Der Voort (Polen) 15

3. Liwia Liszkiewicz (Polen) 16

4. Nonnis Elias (Italien) 18

5. Riccardo Michelotti (Italien) 21

6. Duflos Sam (Frankreich) 25

 

Europameisterschaft Open Bic U17 (nach sechs Wettfahrten)

1. Manuel De Felice (Italien) 14

2. Nonnis Leonardo (Italien) 18

3. Ben Tapper (Neuseeland) 24

4. Kacper Bak (Polen) 26

5. Fatti Matteo (Frankreich) 33

6. Zuzanna Rodzen (Polen) 37

 

IDM J/70 (nach sechs Wettfahrten)

1. Michael Grau (Hamburg) 15

2. Sergei Dobrovolskii (Zypern) 17

3. Johanna Meier (Warnemünde) 18

4. Björn Beilken (Bremen) 22

5. Dennis Mehlig (Friedrichshafen) 26

6. Sören Hadeler (Gelting) 26

 

IDJM Laser Radial (nach acht Wettfahrten)

1. Julian Hoffmann (Blaiach) 13

2. Mewes Wieduwild (Schwedeneck) 14

3. Roko Mohr (Plauen) 29

4. Laura Schewe (Kiel) 30

5. Jesper Bahr (Lübeck) 31

6. Gunnar Kröplin (Schwerin) 34

 

IDJM Laser 4.7 (nach acht Wettfahrten)

1. Philipp Rathmann (Schwerin) 15

2. Josse Bonatz (Kiel) 16

3. Ole Schweckendiek (Kiel) 20

4. Jonas Mager (Hamburg) 28

5. Mats Schönebeck (Hamburg) 28

6. Oliver Sanders (Rottachsee) 32

 

IDJüM Teeny (nach zwei Wettfahrten)

1. Mats Ole Krüss / Tobias Ridder (Plön) 5

2. Mathies Faasch / Simon Dorloff (Malente-Gremsmühlen) 5

3. Laura Carolin Möller / Hanna Lange (Malente-Gremsmühlen) 8

4. Jasmin Lang / Antonia Köther (Berlin) 8

5. Fabius Müller-Kauter / Julian Müller-Kauter (Stade) 11

6. Oke Nommensen / Rabea Petersen (Plön) 12

 

Formula 18 (nach vier Wettfahrten)

1. Martin Friedrichsen / Björn Wendel (Flensburg) 9

2. Dieter Maurer / Katrin Oldenburg (Lübeck) 10

3. Helge Sach / Christian Sach (Zarnekau) 12

4. Jan Hedmann Jensen / Penelope Wyon (Dänemark) 18

5. Steve Stroebel / Max Tjarnsved (USA) 26

6. Dirk Bleiker / Kevin Stuhrmann (Hagen) 30

 

Kielzugvogel (nach vier Wettfahrten)

1. Michael Hotho/ Jochen Wiepking (Großenheidorn) 10

2. Jörg Friedlein/Sebastian Fuchs (Hattingen) 11

3. Frank Schumacher/Hildegard Lax (Neuss) 14

4. Manfred Brändle/Sabine Koslowski (Duisburg) 15

5. Wolfgang Brüning/Jessika Stiefken (Rumeln-Kaldenhausen) 25

6. Hansi Maibohm/Hendrik Mielke (Hannover) 27

 

O-Jollen (nach zwei Wettfahrten)

1. Harry Voss (Schaumburg-Lippe) 3

2. Thies Bosch (Niederlande) 5

3. Joerg Legien (Leverkusen) 9

4. Jürgen Alberty (Aachen) 10

5. Dr. Axel Forstmann (Schaumburg-Lippe) 12

6. Roland Franzmann (Scheppen) 13

 

Das Segel-Programm für Freitag

11:00 Uhr: EM O'pen Skiff

11:00 Uhr: IDM J/70

11:00 Uhr: IDJM Laser 4.7

11:00 Uhr: IDJM Laser Radial

11:00 Uhr: IDJüM Teeny

11:00 Uhr: Formula 18

11:00 Uhr: Kielzugvogel

11:00 Uhr: O-Jollen

12:00 Uhr: 12' Dinghys

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