Umjubelte Sieger bei den Seeseglern

Die "Intermezzo" von Jens Kuphal segelte mit ihrem ersten Saisonsieg zu ihrem ersten IDM-Sieg im Seesegeln. Fotos: segel-bilder.de

Zum Abschluss der Internationalen Deutschen Meisterschaft (IDM) im Seesegeln starteten die Yacht-Crews noch mal einen Versuch, eine Mittelstrecken-Wettfahrt über den Kurs zu bringen. Doch nach einer dreiviertel Stunde lag die Flotte in bleierner Stille. Wettfahrtleiter Uwe Wenzel beendete entsprechend den Stillstand und brach das Rennen ab. Damit war auch die Meisterschaft entschieden, und die „Intermezzo“ von Jens Kuphal (Berlin), die „Immac Fram“ mit Skipper Kai Mares (Dänischenhagen) sowie die „nemo“ von Uwe Kleinvogel (Rostock) konnten als jeweilige Meister ihrer Klasse den Hafen ansteuern.

 

Die Freude und der Stolz bei den Siegern war riesig, feierten sie doch jeweils ihre Premierentitel. „Wir haben in dieser Saison einen Riesensprung gemacht, haben uns von der Maior-Regatta über die Kieler Woche bis hierher über die Platzierungen 3 und 2 bis zum Sieg gesteigert. Das ist großartig“, sprudelte es aus Jens Kuphal, dem Sieger in der ORC I+II, heraus. Grundlage sei das sehr gut eingespielte Team und eine verbesserte Leistung auf den Vormwind-Kursen gewesen: „Wir segeln fast ständig mit der gleichen Crew zusammen. Das vereinfacht die Kommunikation. Bei uns hat es während der IDM kein lautes Wort an Bord gegeben“, so Kuphal. „Es ist super, dass es jetzt auch Downwind für uns so gut gelaufen ist. Da haben wir unseren Rhythmus gefunden. Auf der Kreuz waren wir schon immer gut.“ Zwar sind laut Kuphal die Kampagnen der „Intermezzo“ in der ORC-Klasse und des von ihm initiierten Offshore Team Germany für das „The Ocean Race 2021/22“ unabhängig voneinander. „Aber dieser Sieg passt für uns natürlich super!“ Jetzt steht für die „Intermezzo“ die Europameisterschaft in Schweden auf dem Plan. Hinter den neuen Deutschen Meistern landeten die bisher so überlegen agierende „Sportsfreund“ von Axel Seehafer (Heiligenhafen) auf Platz zwei. Deren Schwesterschiff, die „Halbtrocken 4.0“ von Michael Berghorn (Kiel) wurde Dritte.

 

Die "Immac Fram" war wie schon in der gesamten Saison die dominierende Yacht in der ORC III. Foto: segel-bilder.de

Wie Jens Kuphal fand auch Kai Mares die Entscheidung, das Mittelstrecken-Rennen nicht mehr über die Bahn zu quälen, als absolut richtig. Auch wenn sich beide Meistercrews gern ein weiteres Mal mit der Konkurrenz gemessen hätten. „Wir sind super zufrieden und super stolz. Der deutsche Meistertitel fehlte uns in der Crew noch. Das haben wir weder mit der 'Immac Fram' noch mit der Vorgängeryacht geschafft“, berichtete Mares. Von der Deutlichkeit des Titelerfolges, der ausschließlich mit Siegen eingefahren wurde, war auch Mares selbst überrascht: „Zur Kieler Woche war es noch deutlich enger mit unseren Trainingskollegen von der 'One Spirit'. Offenbar ist unsere Trainingsarbeit auf den Höhepunkt hin sehr gut getimed.“ Jetzt gilt es, die Leistung weiter zu steigern. Denn zur EM in Schweden im August will das Team für 2019 auf dem Zenit sein. Zur Travemünder Woche landete die zweimalige Deutsche Meisterin, die „Halbtrocken“ von Knut Freudenberg (Flensburg) auf Platz zwei, knapp vor Lokalmatador Jürgen Klinghardt (Lübeck), der mit Skipper Henning Tebbe auf seiner „patent 4“ den Bronzerang belegte.

In der kleinen Gruppe der ORC IV feierte Uwe Kleinvogel mit seiner „nemo“ den Gewinn der deutschen Bestenermittlung, da die Meldezahl nicht für eine offizielle Meisterschaftswertung ausgereicht hatte. „Dass es nicht zur IDM gereicht hat, ist schade. Aber wir sind sehr stolz, dass wir von denen, die dabei waren, die besten sind. Der Dank geht an meine Mannschaft. Die hat sehr gut gearbeitet“, so Kleinvogel, der mit Lutz Stengel den 505er-Weltmeister von 2018 als Taktiker an Bord hatte. „Wir verlassen Travemünde mit einem sehr positiven Gefühl. Das hat Spaß gemacht. Und ich denke, wenn die Deutsche Meisterschaft weiterhin auf einem Ostseerevier bleibt, dann könnte die Gruppe IV noch wachsen.“

Im Segler-Village feierten die Seesegler schließlich eine umjubelte Siegerehrung: Wettfahrtleiter Uwe Wenzel führte launig durch das Programm, die Klassensieger ertranken auf dem Podest schier in den Sektduschen, und Sven Krause vom ORC-III-Vizemeister „Halbtrocken“ griff sich sponatn das Mikrofon, um sich bei den TW-Organisatoren zu bedanken: „Der Lübecker Yacht-Club hat einen Super-Job gemacht und ein Top-Event auf die Beine gestellt. Wir haben uns extrem wohlgefühlt. Dass wir alle an einem Steg liegen konnten, hat eine tolle Community ergeben. Großer Dank an die Ausrichter und an die Wettfahrtleitung. Wir kommen gern wieder.“ Dem schloss sich auch Kai Mares an: „Großartig. Die Travemünder Woche soll sich auf jeden Fall wieder um die Deutsche Meisterschaft bewerben.“ Dieses Fazit klang auch in weiteren Kommentaren zur IDM wieder. „Das soll Euch erst einmal jemand nachmachen“, erklärte Jörgen Heinritz von der „Elfe of New York“ (Heiligenhafen). Und Alf Henryk Wulf (Kiel) von der „Stardust“ erklärte: „Wir kommen sehr gern wieder!“

 

Statt Wettfahrten zu segeln, übten sich die Segler im Baden. Foto: segel-bilder.de

Bade-Tag auf der Ostsee

Der Sommer kam, der Wind blieb aus: Tag vier der Travemünder Woche litt auf dem Wasser unter der Hitze über Land, die für eine Thermik sorgte, die dem Gradientwind entgegenstand. Zwar versuchten die Wettfahrtleitungen auf den verschiedenen Bahnen, noch Rennen über den Kurs zu bringen. Bis zum Nachmittag geland das aber nur den Trias für eine Wettfahrt. Bis in die Abendstunden hinein probierten schließlich die Jugendlichen in den beiden Laser-Klassen, für ihre Meisterschaften noch einige Rennen in die Liste zu bekommen.

 

Deutsche Bestenermittlung 505er

Die Deutschen Meister von 2017 und 2018, Jan-Philipp Hofmann/Felix Brockerhoff (Düsseldorf) verteidigten ihren Titel, auch wenn er aus Mangel an ausreichenden Meldungen diesmal nur inoffiziell war. „Es war auf jeden Fall gut, es heute noch einmal zu probieren. Aber die Entscheidung, das Rennen abzubrechen, war richtig“, sagte Hofmann „Natürlich sind wir als Klasse traurig, dass wir es nicht geschafft haben, ein meisterschaftswürdiges Feld zusamen zu bekommen. Am Revier hat es auf keinen Fall gelegen.“ Hinter den Serienmeistern segelten Alexander Holzapfel/Stefan Worm (Koblenz) und Frederik Schaal/Felix Diesch (Überlingen) zu Silber und Bronze.

 

Finn-Dinghys und Trias

Mit sieben Siegen in sieben Rennen ließ Phillip Kasüske (Berlin) den Verfolgern Uli Breuer (Rursee) und Nicolaus Schmidt (Hamburg) bei den olympischen Finns keine Chance. Bei den Trias konnte zwar noch ein Rennen gesegelt werden, aber das hatte keinen Einfluss mehr auf die Gesamtwertung, die Mario Fattorini (Schweiz) vor Mathias Strang (Mülheim) und Wolfgang Mohr (Reichenau) gewann.

 

Phillip Kasüske: Wanderer zwischen den Welten

Er ist der überlegendste Sieger der Travemünder Woche 2019: Phillip Kasüske. Der Berliner hatte bei seinem fünften Start zur TW die Konkurrenz der Finn-Dinghys jederzeit im Griff, segelte ausschließlich Siege ein. Nicht unerwartet, denn der Sportsoldat ist als Nationalmannschaftssegler ein Profi unter Amateuren. Und so war die Travemünder Woche für ihn „ein Regatta-Training, um Wasserstunden zu sammeln“.

 

Der 24-Jährige hat Großes im Fokus: Olympia 2020. Parallel ist er Teil des Offshore Team Germany, der Hochseesegel-Kampagne, die 2021 nach knapp 20 Jahren und dem umjubelten Sieg der „Illbruck“ in Kiel wieder ein deutsches Boot zum legendären Ocean Race an den Start bringen will.

Mal Finn, mal „Einstein“. Es ist auch ein Hopping zwischen Kiel und Portsmouth in England, wo die „Einstein“, eine 60 Fuß lange Imoca, derzeit liegt. Ein Spagat, der ihn fordert. „Es ist unheimlich zeitintensiv, gerade durch das Reisen.“ Sein Studium (Logistik-Management) kommt deshalb auch etwas zu kurz. Doch missen will er das Hin und Her nicht. „Beides ergänzt sich unheimlich gut. Ich kann viel lernen.“

In Travemünde zählte der Finn. Die Regatta war ein Baustein auf der „Road to Tokyo“. „Auf Olympia habe ich in den vergangenen Jahre hingearbeitet.“ Dazu gehört auch, dass er nach dem Abitur im Sommer 2013 und dem Umstieg vom Laser in den Finn von Berlin nach Kiel gezogen ist. In Schilksee trainiert er mit Max Kohlhoff (26). Ihr Ziel: Nach 16 Jahren Flaute soll wieder ein deutscher Finn an der olympischen Startlinie stehen. „Dafür arbeiten wir zusammen, pushen uns gegenseitig, ob im Kraftraum, auf dem Rad oder auf dem Wasser.“ Aber bisher haben sie noch nicht mal ein Nationen-Ticket. Die letzte Chance gibt es dafür im April 2020. „Beim Weltcup in Genua wird der letzte freie Platz für Europa ausgesegelt. Das wird knallhart, da sind noch sechs, sieben weitere Top-Nationen mit uns im Wettstreit.“

Nach der Travemünder Woche düst Kasüske wieder nach England. Vorbereitung auf das berühmte Fastnet-Race, das er mit der Crew ab dem 3. August segelt. Den Blick über den Finn-Horizont hinaus schätzt er sehr. „Ich profitiere davon ungemein. In der Zusammenarbeit mit Profi-Teams passiert in Deutschland viel zu wenig.“

 

Ergebnisse unter www.manage2sail.com

 

IDM Seesegeln ORC I+II (Abschluss nach fünf Wettfahrten)

1. „Intermezzo“, Jens Kuphal (Berlin), 6.9

2. „Sportsfreund“, Axel Seehafer (Heiligenhafen), 8.3

3. „Halbtrocken 4.0“, Michael Berghorn (Kiel), 9.6

4. „Sydbank“, Torsten Bastiansen (Flensburg), 19.2

5. „Adamas“, Jan Peters (Heiligenhafen), 19.3

6. „Claxpax“, Klaus Schütte (Lübeck), 27.5

 

IDM Seesegeln ORC III (Abschluss nach fünf Wettfahrten)

1. „Immac Fram“, Kai Mares (Dänischenhagen), 4.3

2. „Halbtrocken“, Dr. Knut Freudenberg (Flensburg), 11.6

3. „Patent 4“, Jürgen Klinghardt/Henning Tebbe (Hamburg), 12.9

4. „One Spirit“, Sören Brandt (Kiel), 13.2

5. „Ex&hopp“, Michael Schulz (Greifswald), 20.5

6. „Heat“, Max Augustin (Hamburg), 27.4

 

Deutsche Bestenermittlung ORC IV (Abschluss nach fünf Wettfahrten)

1. „nemo“, Uwe Kleinvogel (Rostock), 5.6

2. „Kalkei“, Frank Schuberth (Rostock), 7.3

3. „Test“, Chris Bauermeister (Wismar), 11.9

4. „Blue Bird“, Max Schuberth (Rostock), 16.5

5. „Matrix“, Andreas Laufkötter (Greifswald), 20.2

6. „Ghost“, Robert Neumann (Hamburg), 21.8

 

505er, deutsche Bestenermittlung (Abschluss nach sieben Wettfahrten)

1. Jan-Philipp Hofmann / Felix Brockerhoff (Düsseldorf), 7

2. Alexander Holzapfel / Stefan Worm (Koblenz), 20

3. Frederik Schaal / Felix Diesch (Überlingen), 26

4. Timon Treichel / Morten Roos (Düsseldorf), 27

5. Thure Gnadeberg / Aron Tellen (Hannover), 40

6. Nils-Henning Hofmann / Jan-Hendrik Lenz (Düsseldorf), 40

 

Finn Dinghy (Abschluss nach sieben Wettfahrten):

1. Phillip Kasüske (Berlin), 6

2. Uli Breuer (Rursee), 17

3. Nicolaus Schmidt (Hamburg), 21

4. Dirk Meid (Mayen), 39

5. Kai Falkenthal (Kiel), 45

6. Fabian Lemmel (Berlin), 46

 

Trias (Abschluss):

1. Mario Fattorini (Schweiz), 9

2. Mathias Strang (Mülheim), 11

3. Wolfgang Mohr (Reichenau), 22

4. Hans-Wolf Holland (Rheingau), 25

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