Unwetter blieb ohne größere Schäden

Jan-Philipp Hofmann und Felix Brockerhoff steuern nach dem ersten Tag auf Titelkurs bei den 505ern. Fotos: segel-bilder.de

Es kam wie erwartet, aber etwas früher als vermutet. Die Unwetterfront erreichte Travemünde um kurz vor 18:00 Uhr. Dennoch war nahezu fast alles vorbereitet. „Wir hatten rechtzeitig begonnen, die Zelte zu schließen“, berichtete Uwe Bergmann von der Agentur uba aus Hamburg, die das Landprogramm organisiert. „Nur mit einem Zelt waren wir noch nicht ganz feritg, da die Front etwas früher kam als angekündigt. Und genau da schlug die Böe dann voll ein.“ Die Folge: Das Zelt hob ab. Zum Glück kam dabei niemand dabei zu Schaden. Schnell wurde das Zelt abgebaut und alles gesichert. Nach der ersten Front nahm der Wind wieder ab. Trotz heftigem Regen konnte das Festival ungehindert weitergehen.

 

Das Resümee vom Obersten Wettfahrtleiter Anderl Denecke fiel durchweg positiv aus: „Dank der Super-Zusammenarbeit in unserer Wetterbeobachtung mit unseren Rettungskräften waren wir bestens auf das Geschehen vorbereitet. Wir haben alle geplanten Wettfahrten segeln können. Die Bundesliga und Juniorenliga sind sogar über dem Soll. Das ist cool bei der Situation. Lediglich auf der Seebahn haben wir in der Gruppe der kleinen Schiffe den Kurs etwas verkürzen müssen. Die Böenfront haben aber alle Yachtcrews gut abgewettert. Wir haben von keinen Schäden gehört.“

 

Siegesserien zum Auftakt der Travemünder Woche

Sonne, Hitze, eine angenehme, leicht pendelnde Brise: Zum Auftakt der Travemünder Woche im 130. Jahr knüpften die Bedingungen an das Karibik-Feeling von 2018 an. In den fünf Wettbewerben auf den Dreiecksbahnen konnte schnell gearbeitet werden. Nach zwei Rennen durften die Akteure noch die Sonne genießen und konnten den Segeltag nach dem Blick auf die Ergebnisliste verarbeiten, bevor am Abend eine Sturmfront über Travemünde hinwegfegte.

 

505er

Bei den „Fiven“ brachte das ausgehängte Resultat an Land für die amtierenden Deutschen Meister Jan-Philipp Hofmann/Felix Brockerhoff (Düsseldorf) eine angenehme Überraschung mit sich. Nach dem Sieg zum Auftakt waren sie in der zweiten Wettfahrt „nur“ Zweite im Ziel. Doch das Ergebnis auf Papier sah sie doch vorn, da Timon Treichel/Morten Roos (Düsseldorf) eine Frühstart-Disqualifikation kassierten. „Das war für uns glücklich. Denn der Vorteil, den sie durch den Frühstart hatten, war nicht so groß. Sie hatten das Ergebnis eigentlich sauber rausgesegelt“, berichtete Jan-Philipp Hofmann. In der ersten Wettfahrt bestand am Sieg von Hofmann/Brockerhoff indes kein Zweifel. „Ab Mitte des Rennens konnten wir auf Verteidigung umschalten“, so Hofmann, und Brockerhoff ergänzte: „Im zweiten Rennen hatten wir nur einen mäßigen Start. Aber als der Wind zunahm, haben wir am schnellsten im Trimm umgeschaltet und hatten 10 bis 15 Prozent mehr Speed als die Boote um uns herum.“ Das Düsseldorfer Duo strebt vor Travemünde den dritten deutschen Titel in Folge an. Allerdings ist es für die 505er in diesem Jahr nur eine deutsche Bestenermittlung, da die Meldezahl für eine offizielle Deutsche Meisterschaft nicht ausreichte. „Für uns fühlt es sich trotzdem an wie eine Deutsche Meisterschaft. Dass es nicht offziell ist, ist nicht so wichtig“, so Brockerhoff. Ein Wermutstropfen ist allerdings dabei. Mit Wolfgang Hunger/Holger Jess sind die Kieler-Woche-Sieger nicht mit am Start. „Schade, dass sie sich vor der Deutschen Meisterschaft zum wiederholten Mal drücken und dass sie die Klasse aus persönlichen Gründen im Stich lassen“, so die derzeit Führenden des Titelkampfes, die das Feld vor der Bodensee-Crew Frederik Schaal/Felix Diesch und dem Klassenpräsidenten Alexander Holzapfel mit Stefan Worm anführen.

 

Phillip Kasüske hat das Feld der Finns souverän im Griff. Foto: segel-bilder.de

Finn-Dinghy

Im Feld der Finns segelt Phillip Kasüske souverän an der Spitze. Der Berliner bildet als Nationamannschaftssegler gegenüber der deutschen Konkurrenz eine eigene Liga. „Der Finn wird schon sehr physisch gesegelt. Da merkt man schnell einen Unterschied, wenn man ständig im Training ist oder wie die meisten anderen nur hobbymäßig segelt. Vor allem Vormwind habe ich einen großen Geschwindigkeitsvorteil“, so der Sportsoldat. Dazu kam, dass er im pendelnden Wind zweimal die Windkante optimal erwischte. „Ich bin nach dem Start jeweils links raus, bis der Wind nach links drehte und ich die Tonne direkt anliegen konnte.“ Die ablandige Brise auf der Bahn sorgte für durchaus anspruchsvolle Bedingungen. „Es waren leichte Dreher und Böen drin, aber nichts Radikales. So wie ich es von Kiel her kenne.“ Hinter dem zweimal siegreichen Kasüske folgte Nicolaus Schmidt (Hamburg) mit zwei zweiten Plätzen vor Uli Breuer.

 

Laser Standard, Laser Radial und Trias

Was Phillip Kasüske im Finn ist Leonard Stock bei den Laser Standard. Der junge Hamburger spielte seinen guten Trainingszustand voll aus und legte mit drei Siegen in Folge einen starken Start hin. Im kleinen Feld der Laser Radial liegt Alexandra Behrens (Hamburg) unangefochten an der Spitze. Ebenfalls sehr überschaubar ist das Feld der Trias, an deren Spitze Mathias Strang (Rursee) steht.

 

Trave Race

Den Showwettkampf auf der Trave der Finn-Dinghys gewann am Abend Nicolaus Schmidt aus Berlin, der sich nach Rang drei in seinem Vorlauf im Finale gegen Kai Schrader (Hamburg) durchsetzte.

 

Lina Rixgens taufte gemeinsam mit Karsten Meier von der DKMS ihren Mini zur TW. Foto: Katrin Heidemann

Offshore-Seglerin Lina Rixgens taufte Mini 6.50 zur TW

Ein großer Blumenkranz schmückte Freitagabend den Bug der Wevo 6.5 der deutschen Offshore-Seglerin Lina Rixgens. Der Grund: Sie taufte im Rahmen der 130. Travemünder Woche ihr neues Boot und wird es direkt ab Donnerstag bei der IDM Offshore Double Handed testen. Die Seglerin überquerte 2017 als erste deutsche Frau die Ziellinie der Hochsee-Regatta Mini Transat. In Anlehnung an den America's Cup-Film „Wind" heißt Rixgens neuer Mini „Whomper".

 

Die Mini Transat gilt als die härteste Einhand-Regatta in der Klasse und wird alle zwei Jahre als internationaler Höhepunkt im Regattakalender der Klasse Mini 6.50 ausgetragen. Die Bootsklasse Mini 6.50 ist eine spezielle hochseetaugliche Konstruktion für die Transatlantik-Regatta, sechseinhalb Meter lang und drei Meter breit sowie mit maximal 120 Quadratmetern Segelfläche ausgestattet. Die meisten Fans hat die Klasse in Frankreich, aber auch in Großbritannien und Italien und einigen anderen Ländern etabliert sie sich.

 

„Die Minis haben eine Supergröße, mit der alles möglich ist, und sie ist gut allein zu handhaben. Das ist Offshore-Segeln mit Jollenfeeling“, sagt Lina Rixgens. Der Empfang auf Martinique nach 18 Tagen alleine auf See sei 2017 überwältigend gewesen. „Größtenteils war das Alleinsein toll, auch wenn ich das ein oder andere Problem ohne Hilfe lösen musste“, erinnert sich Rixgens, die seit 2012 in Belgien Medizin studiert. Auf ihre erste Teilnahme an der Mini Transat hatte sich die gebürtige Bergisch-Gladbacherin zwei Jahre intensiv mit Regatten vorbereitet. Weitere Themen in der Vorbereitung waren mögliche Reparaturen, die Ernährung, der Schlafrhythmus unterwegs sowie der Umgang mit dem Alleinsein auf dem Atlantik.

 

„Ich bin super froh, dass das Boot endlich im Wasser ist, der Mast steht und ich es heute taufen kann“, sagte Rixgens in Travemünde. Die letzten sechs Wochen vor der Taufe seien sehr arbeitsintensiv gewesen, bis alles passte. Gebaut wurde das Serienschiff in der italienischen Werft Cima Boats.

 

Für die Mini Transat 2021 hat sich Lina Rixgens gleich mehrere Ziele gesetzt. „Ich will diesmal nicht nur einfach über den Atlantik segeln, sondern die Distanz besonders schnell bewältigen. Außerdem stelle ich mich noch einer zweiten Challenge. Ich möchte bis zum Start 982 Menschen dazu bringen, sich bei der DKMS als Spender registrieren zu lassen“, erklärte die Medizinstudentin. 982 ist die Bugnummer ihrer neuen Wevo 6.5 „Whomper“. Die gemeinnützige Organisation DKMS, ehemals Deutsche Knochenmarkspenderdatei, hat als einer der Sponsoren das neue Boot mit ermöglicht. Die Taufe des Minis nahm Karsten Meier von der DKMS gemeinsam mit Lina Rixgens vor. „Ich wünsche Dir ganz viel Spaß mit dem neuen Boot. Möge es ein treuer Weggefährte sein und Dich alle Deine gesteckten Ziele erreichen lassen“, sagte Meier.  

 

Rixgens ist bei der Travemünder Woche gemeinsam mit Sverre Reinke ab Donnerstag bei der der IDM Offshore Double Handed am Start. Sie freut sich sehr auf die erste Fahrt mit dem neuen Boot. Ihr Ziel für die Regatta in Travemünde: „Natürlich wollen wir den einzigen anderen Mini unter den Startern schlagen. Ansonsten wird das Rennen eher zum Testen des Bootes dienen.“

 

Die Meisterschaft der Seesegler wurde am Mittag bei guten Bedingungen mit der Langstrecke gestartet. Foto: segel-bilder.de

Seesegler mussten Böenwalze abwettern

Langer Törn für die Seesegler zum Auftakt ihrer Internationalen Deutschen Meisterschaft. High Noon schickte Seebahn-Wettfahrtleiter Uwe Wenzel die Flotte der 40 seegehenden Yachten in drei Starts auf den Kurs durch die Lübecker Bucht in Richtung Fehmarn. Was lange nach einem schnellen und angenehmen Törn aussah, endete in einer heftigen Böenwalze, die am Abend in einer Gewitterzelle über die Lübecker Bucht hinwegzog. Während sich die seegehenden Schiffe mit ihren Crews durch das Unwetter kämpfen mussten, waren die Jollen und Liga-Crews auf den innenliegenden Bahnen rechtzeitig an Land beordert worden.

 

Die Gruppe der mittleren Yachten, die mit 21 Startern das größte Feld der IDM stellen, hinkte der offiziellen Startzeit am Mittag etwas hinterher. Dreimal holte Wenzel die Gruppe wieder zurück, weil ein Teil der Crews zu ungestüm auf die Bahn stürmen wollte. Als der Start dann aber geglückt war, liefen die Crews schnell einen Zick-Zack-Kurs vor den Strandbädern von Travemünde bis Neustadt ab, um dann in Richtung Fehmarn abzubiegen. Einen ständigen Blick hatte Wenzel dabei gemeinsam mit Gesamtwettfahrtleiter Anderl Denecke auf die Wettersituation. Bis 17 Uhr schienen sich die angekündigten Gewitterzellen aus dem deutschen Westen kommend an Schleswig-Holstein gen Nordsee vorbeischleichen zu wollen. Dann aber drückte die Front in Richtung Osten und brach um kurz vor 18 Uhr über Travemünde herein.

 

Hinter einer deftigen Böenwalze ergoss sich heftiger Regen mit weiter starkem Wind. Für die Crews der IDM Seesegeln bedeutete das einen harten Ritt gegen den Wind an, bevor sie in den Abendstunden das Ziel in Travemünde erreichten.

 

Die Liga-Mannschaften aus Bundesliga und Junioren-Liga segelten bis kurz vor Hereinbrechen der Unwetterfront. Foto: segel-bilder.de

In der Segel-Bundesliga wurde das Geschehen nach fünf Rennen für alle 18 Crews beendet. Der Berliner Yacht-Club liegt danach an der Spitze vor dem SMC Überlingen und dem WV Hemelingen. In der Junioren Segel-Liga konnte der fünfte Flight nicht komplett beendet werden. Der MSC aus Hamburg hat mit drei Siegen in vier Wettfahrten die Führung übernommen vor dem Bodensee YC Überlingen und dem Flensburger SC.

 

Das Segel-Programm für Sonntag

10:00 Uhr: IDM Seesegeln

11:00 Uhr: Erste Segel-Bundesliga

11:00 Uhr: Deutsche Junioren Segel-Liga

11:00 Uhr: IDM 505er

11:00 Uhr: Finn Dinghy

11:00 Uhr: Laser Standard

11:00 Uhr: Laser Radial

11:00 Uhr: Trias

« Zweiter Tag der 130. Travemünder Woche 20. Juli 2019boot-Empfang zur TW: launiger Abend auf der „Passat“ »