Von Show über Mitmachen bis hin zum Titelkampf

Bei keiner Segelveranstaltung ist der Segelsport stärker in das Festivalprogramm integriert als bei der Travemünder Woche. Die Showrennen auf der Trave an den Nachmittagen bringen das Segelgeschehen direkt zu den Besuchern der Travepromenade, das Angebot von Sail United lockt zum Mitmachen, der Volksbank Rotspon Cup fordert die Politiker im sportlichen Wettstreit, und natürlich wird auch hochklassiger Sport in der Lübecker Bucht geboten. Bei den Ranglistenregatten, Ligawettbewerben und Meisterschaften geht es für die besten deutschen Segler und internationale Weltklasse-Segler um Trophäen, Titel und wichtige Punkte für die Ranglisten. Eine Europameisterschaft und sieben nationale Titelkämpfe stehen im Mittelpunkt des Interesses. Akteure aus ganz Europa, aber auch den USA und Chile haben ihr Kommen angekündigt.

 

Europameisterschaft O'pen Bic (24. bis 28. Juli 2019)

Die junge Klasse hat in Lübeck einen hohen Stellenwert. Der Lübecker Yacht Club gehört deutschlandweit zu den aktivsten Vereinen in dieser Jugendklasse, die sich seit diesem Frühjahr in Open Skiff umbenannt hat. Magnus Voß und Niclas Burdon vom Lübecker Yacht-Club sorgten im vergangenen Jahr für einen Lübecker Doppelerfolg bei der Deutschen Jugendmeisterschaft und wollen sich jetzt natürlich mit ihren starken Clubkameraden auch auf europäischer Ebene beweisen. Die Travemünder Woche ist für die Nachwuchsskiffsegler immer wieder Anlaufstelle für einen Saisonhöhepunkt. Mit der Europameisterschaft wird nun der Titelreigen komplett gemacht. Denn sowohl die Deutschen Jugendmeisterschaften als auch die Weltmeisterschaften wurden bereits in der Lübecker Bucht ausgesegelt.

 

IDM Seesegeln (20. bis 23. Juli 2019)

Lange hatten die Seesegler der Lübecker Bucht auf eine Meisterschaftsentscheidung in ihrem Heimatrevier warten müssen. 2005 gastierte die Deutsche Meisterschaft der seegehenden Yachten zuletzt an der Travemündung. Zum Geburtstag hatte die Bewerbung der TW um die Austragung des deutschen Saisonhöhepunkts für die Yacht-Crews mal wieder Erfolg. Und nun wird zur TW ein hochkarätiges Feld erwartet, denn die deutsche Seesegel-Szene hat sich zu diesem Jahresauftakt mit einigen neuen bzw. wieder aufgefrischten Projekten sehr stark präsentiert. Yachten, die in den vergangenen Jahren bei Weltmeisterschaften die Titel abräumten sind nun im deutschen Besitz. Lokalmatador Jürgen Klinghardt hat mit der „patent 4“ das WM-Siegerboot von 2016 in der Klasse ORC III auf der Bahn, wird sich aber auch gegen die starke Konkurrenz der Schwesterschiffe („Immac Fram“ und „One Spirit“) beweisen müssen. Und bei den größeren Schiffen schickt der Berliner Jens Kuphal nun mit der „Intermezzo“ die Weltmeister-Yacht von 2018 ins Rennen. Für die deutsche Elite ist die IDM die ideale Vorbereitung auf die Europameisterschaft, die im Anschluass an die TW in Schweden gesegelt wird. Dazu kommen einige Crews aus dem Bereich der Lübecker Bucht, die die Gelegenheit nutzen wollen, mal Meisterschaftsluft zu schnuppern und sich mit den etablierten Crews der ORC-Szene zu messen.

 

IDM Offshore Double Hand (25. bis 28. Juli 2019)

Kleine Crews auf seetüchtigen Yachten liegen im Trend. In Dänemark haben sich in den vergangenen Jahren riesige Regattafelder mit Soloseglern oder Zwei-Personen-Crews entwickelt. Der Weltseglerverband ist auf diesen Zug aufgesprungen. 2024 wird das Offshore-Double-Hand-Segeln in gemischten Crews olympisch, und für 2020 ist die Weltmeisterschaftspremiere vor Malta geplant. Beim DSV ist man schon ein Jahr früher soweit und hat die IDM-Premiere im Zweihand-Seesegeln (allerdings offen und nicht mixed) für 2019 ausgeschrieben. Die Travemünder Woche hat den Zuschlag erhalten, und nun blickt Segeldeutschland gespannt, wer sich dem Titelkampf stellt und ob sich schon potenzielle Olympia-Teams in diesem Sommer zeigen.

 

IDM J/70 (24. bis 27. Juli 2019)

Mit der Einführung als Ligaboot hat die erst vor wenigen Jahren konstruierte J/70 einen starken Auftritt hingelegt und erfreut sich seitdem auch bei Flottenrennen wachsender Beliebtheit. Schnell hat die Klasse international und auch in Deutschland den Meisterschaftsstatus erreicht, und so wird nun zum dritten Mal eine Deutsche Meisterschaft der J/70 ausgesegelt. Bisher haben sich Akteure mit ehemaligen oder aktuellen Olympia-Ambitionen durchsetzen können. 2017 gewann die Meisterschaftspremiere Carsten Kemmling mit seiner Crew, der ehemals im Flying Dutchman versuchte, sich für die Olympischen Spielen zu qualifizieren. Im vergangenen Jahr gehörten die 470er Asse Simon Diesch/Philipp Autenrieth, die 2020 in Tokio bei Olympia segeln wollen, zum Meisterteam. Da die Bundesliga zum Auftakt der TW ihr drittes Saisonevent segelt, erlebt Travemünde ein wahres J/70-Festival, zu dem ein großes IDM-Feld mit sehr ambitionierten Crews erwartet wird.

 

IDM 505er (20. bis 23. Juli 2019)

Die deutschen 505er-Segler gehören zur absoluten Weltspitze. Wolfgang Hunger aus Strande ist mit fünf Titeln der Rekord-Weltmeister in der schnellen Klasse, und im vergangenen Jahr segelten Lutz Stengel/Holger Jess zum WM-Gold in Polen. Mit Leon Oehme (an der Vorschot von Claas Lehmann) kann auch der TW-Ausrichter Lübecker Yacht-Club einen 505er-Weltmeister (2013) aufbieten. Wenn sich die aktuelle deutsche Spitze also zur Deutschen Meisterschaft vor Travemünde trifft, dann ist absolute Weltklasse am Start, auch wenn die deutschen Fiven-Segler bei der frühen WM in diesem Jahr (im Januar in Australien) den Sprung auf das Podium verpassten.

 

IDJM Laser Radial und Laser 4.7 (22. bis 27. Juli 2019)

Der Laser-Nachwuchs hat seit fünf Jahren die Bahnen vor Travemünde zu ihrem ständigen Meisterschaftsrevier erkoren. Und so geht die Jugend in den Unterbau-Klassen für die olympischen Einhand-Disziplinen bereits zum sechsten Mal zur Travemünder Woche auf Titeljagd. Die IDJM zur Travemünder Woche können dabei durchaus als Leistungsschau für die Zukunft gesehen werden. Denn unter der Topplatzierten von der 125. Travemünder Woche 2014 waren einige Athleten dabei, die inzwischen zum erweiterten Kader für Olympia 2020 gehören.

 

IDJüM Teeny (25. bis 28. Juli 2019)

Die Teenys sind neben den Optis nur eine von zwei offiziellen Jüngstenbootklassen im Deutschen Segler-Verband. Damit wird die Flotte der Zweihand-Boote die jüngsten Segler zur Travemünder Woche stellen. Bis maximal 15 Jahre sind die Akteure alt und müssen doch schon ihr Können mit Trapez und Spinnaker unter Beweis stellen. Auch für die Teenys ist die Lübecker Bucht kein unbekanntes Revier, waren sie doch vor zwei Jahren bei den gemeinsamen Deutschen Meisterschaften aller offiziellen Jugendklassen mit von der Partie.

 

George Cockshott Trophy 12'-Dinghys (26. bis 28. Juli 2019)

Vor über 100 Jahren, nämlich 1913, hat George Cockshott die 12 Fuß langen Dinghys als segel- und ruderbares Beiboot konstruiert. Ihm zu Ehren wird nun die Goerge Cockshott Trophy in einem kleinen, feinen Circuit mit wechselnden Austragungsorten gesegelt. Die Travemünder Woche reiht sich mal wieder ein in diesen exklusiven Kreis, gehörte zuletzt vor fünf Jahren dazu. Bereits im Mai wurde vor Portofino/Italien gesegelt, im Juni geht es noch zum Mattsee in Österreich, bevor die Segler in den traditionellen Booten zur Travemünder Woche Station machen. Und im September findet die Trophy dann vor Monaco ihren Abschluss. Die Favoriten der Bootsklasse kommen aus Italien, doch in Deutschland gehört die Lübeck sowohl nach der Anzahl Boote als auch der Leistungsstärke der Segler zu den Top-Spots der Flotte.

 

Ligasegeln (20. bis 22. Juli 2019)

Sowohl die 1. Bundesliga als auch die Junioren Segel-Liga werden gleich zum Auftakt der TW für spannende Wettbewerbe sorgen. Aus Lübecker Sicht steht dabei natürlich die Junioren-Liga im Fokus, ist der Lübecker Yacht-Club doch mit einer eigenen Mannschaft vertreten. Seitdem das Liga-Segeln vor sechs Jahren eingeführt wurde, gehört Travemünde jedes Jahr zu den Standorten. Kein anderer Verein neben dem Lübecker YC ist damit ständig als verantwortlicher Ausrichter vertreten gewesen. Und auch die Junioren kennen die Lübecker Bucht bereits. Im vergangenen Jahr gastierte an der Travemündung die Premiere der Youth Champions League, jetzt gehen 23 Mannschaften in der Deutschen Junioren Segelliga auf die Jagd nach Punkten für die Jahreswertung.

 

Volksbank Rotspon Cup (24. Juli 2019)

Der ehemalige Lübecker Bürgermeister Bernd Saxe hat das Duell-Segeln im Kampf der Lübecker Verwaltungschef gegen einen politischen Amtskollegen zur Travemünder Woche etabliert, und Jan Lindenau hat die Tradition übernommen. Im vergangenen Jahr hatte Lindenau seinen ersten Auftritt auf der Trave und durfte gleich seinen Sieg feiern, jetzt stellt er sich wieder dem Wettkampf. SH-Finanzministerin Monika Heinold wird in diesem Jahr nicht nur zur Eröffnung der Travemünder Woche kommen, sondern sich auch dem sportlichen Wettkampf beim Volksbank Rotspon Cup stellen. Gesegelt wird wieder auf historischen 12mR-Yachten.

 

Inklusives Segeln (26. bis 28. Juli 2019)

Der Lübecker Verein Sail United hatte 2018 die Idee, ein Wassersportangebot für Menschen mit Behinderungen zur Travemünder Woche zu machen, in Kooperation mit anderen Anbietern in die Tat umgesetzt. An diesen guten Auftakt soll nun angeknüpft werden, so dass das zweite TW-Wochenende auch wieder im Zeichen des inklusiven Segelns und SUP-Boarden stehen wird.

 

Ranglistenregatten

Neben den Meisterschaftsentscheidungen sorgen die Ranglistenregatten in den diversen Bootsklassen für ein volles und rundes Programm auf dem Wasser. Viele Klassen sind jedes Jahr dabei, einige nach ein paar Jahren wieder am Start. Gleich zum Auftakt der Segelwoche gehen die olympischen Finn Dinghys (20. bis 23. Juli) ins Rennen. Die Finn-Segler gehören zu den stärksten Athleten, denn die große Segelfläche fordert vollen Körpereinsatz. Rasant geht es bei den Formula18 (25. bis 28. Juli) zu. Die Katamaranklasse ist auch die angestammte Klasse der LYC-Segler Helge und Christian Sach. Die Brüder aus Zarnekau sind die Rekordsieger der Travemünder Woche, haben bereits 20 Siege in der Lübecker Bucht auf ihrem Konto. Neu im Spiel sind die 49erFX (24. bis 28. Juli). Bei den Frauen ist der Skiff olympisch, bei den Männer wird die FX-Variante des 49er als Einstieg vom Olympianachwuchs gesegelt. Zur Travemünder Woche ist die Klasse offen ausgeschrieben, so dass Männer und Frauen gegeneinander antreten werden.

Einen Hauch von Olympia gibt es auch bei den Laser Standard und Laser Radial. Allerdings werden die Einhand-Jollen hier nicht von den Olympia-Aspiranten, sondern von den gesetzteren Altersklassen in der Masterswertung (20. bis 22. Juli) gesegelt. Die O-Jollen waren 1936 olympisch. Aber auch nach dem Verlust des Olympia-Status hat die Klasse vor allem in Deutschland und den Niederlanden nicht an Reiz verloren, und so wird auch zur Travemünder Woche ein bilateraler Wettkampf (25. bis 27. Juli) erwartet. Die Kielzugvögel werden vor allem auf den Seen in West- und Süddeutschland gesegelt, doch zur Travemünder Woche machten sich die besten Deutschen gern auf den Weg, um auf der Ostsee um Ranglistenpunkte zu kämpfen (24. bis 27. Juli). Ebenfalls im TW-Portfolio sind die J/22 und J/24 (beide vom 20. bis 22. Juli)  sowie die Trias (20. bis 23. Juli) gelistet. Die drei Kielbootklassen werden gemeinsam auf der Bahn vor dem Brodtner Steilufer auf den Kurs geschickt. Schöne und schnitte Jollen wird es bei den H-Jollen (27. bis 28. Juli) zu sehen geben. Neben den modernen Booten werden möglichweise auch ältere Exemplare erwartet, so dass die Klasse ggfls. Gemeinsam mit den 12'-Dinghy auf der geschützten Bahn in der Pötenitzer Wiek segeln wird.

 

Seebahn

Nicht nur die Yachten der Meisterschaftsklassen ORC gehen zur Travemünder Woche auf den Kurs. Mit der Ostsee-Cup Langstrecke (25. bis 26. Juli) und der Ostsee-Cup Mittelstrecke (27. bis 28. Juli) wird auch ein Angebot für die Teilnehmer gemacht, die ihre Yachten keiner umständlichen Vermessung unterziehen wollen.

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