Ersthelfer:innen-Alarmierung Saving Life startet in Lübeck durch

© Arbeiter-Samariter-Bund

Die Integrierte Leistelle Lübeck für Feuerwehr und Rettungsdienst greift bei 112-Notrufen mit dem Verdacht auf einen Herz-Kreislaufstillstand zukünftig auf das Netzwerk der App-Retter „saving life“ des Arbeiter Samariter Bundes Schleswig-Holstein e.V. zu und prüft automatisiert, ob sich App-Retter in relevanter Entfernung zum Notfallort befinden. Ist dies der Fall, erhalten diese die Einsatzortadresse und ein Routingsystem führt sie auf schnellstem Wege zum Einsatzort um Hilfe zu leisten. „Die Zeit zwischen einem eintretenden Herz-Kreislauf-Stillstand und dem Eintreffen von Rettungswagen und Notarzt ist sehr wertvoll. Bereits in diesem Zeitraum begonnene Wiederbelebungsmaßnahmen können Menschenleben retten“, so Leitstellenleiter, Joachim Wulf.

Die App wird kostenlos durch den ASB zur Verfügung gestellt.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wird der Herz-Kreislauf-Stillstand in Deutschland am häufigsten durch eine Herzerkrankung verursacht. Als Ursache dafür werden Durchblutungsstörungen des Herzmuskels, akuter Herzinfarkt und Herzschwäche genannt. Damit ist der Herz-Kreislauf-Stillstand die häufigste Todesursache in Deutschland.

Nach aktuellen Zahlen des Deutschen Reanimationsregisters erleiden in Deutschland mindestens 60.000 Menschen pro Jahr einen Herz-Kreislauf-Stillstand außerhalb eines Krankenhauses. Nur etwa 10 Prozent der Betroffenen überleben. Wenn mehr Menschen unverzüglich Wiederbelebungsmaßnahmen einleiten würden, könnten sich die Überlebenschancen der Patientinnen und Patienten verdoppeln bis verdreifachen.

Jedes Jahr könnten in Deutschland so 10.000 Leben, in Europa geschätzt mehr als 100.000 Leben zusätzlich gerettet werden. Im Jahr 2020 wurde nur bei knapp 40 Prozent aller Herz-Kreislauf-Stillstände überhaupt eine Reanimation durch Laien begonnen. Eine positive Entwicklung der Überlebenschancen ist jedoch nur durch ein koordiniertes Zusammenwirken verschiedenster Akteure möglich. Entscheidend ist das schnelle Erkennen des Herz-Kreislauf-Stillstandes und die unmittelbare Einleitung einer Herzdruckmassage in den ersten Minuten nach dem Eintritt des Herz-Kreislauf-Stillstandes.

Derart kurze Reaktionszeiten können unter wirtschaftlichen Bedingungen nur durch direkt anwesende, oder aus der näheren Umgebung koordiniert zugeführte Ersthelfer erreicht werden und nicht allein durch den professionellen öffentlichen Rettungsdienst.

Die Lübecker Einsatzleitstelle betreut den Notruf für Rettungsdienst, Feuerwehr und Katastrophenschutz und somit ca. 250.000 Einwohner in Lübeck und im Umland. Die Disponentinnen und Disponenten bewältigen im 24/7-Schichtbetrieb täglich zirka 600 Anrufe.

Hintergrund:
Als deutsch-dänisches Interreg-Projekt für „Grenzüberschreitende Erste Hilfe“ ist Saving Life vor vier Jahren gestartet. In Zusammenarbeit von Arbeiter-Samariter-Bund Schleswig-Holstein (ASB) und seiner dänischen Partnerorganisation Dansk Folkehjaelp (DKFH) wurde seitdem viel erreicht. Auf beiden Seiten wurden mehrere 1000 Bürgerinnen und Bürger in kostenlosen Kursen als Ersthelfende ausgebildet und registriert, um bei einem medizinischen Notfall in der Nähe schnell helfen zu können. Unzählige Standorte lebensrettender Defibrillatoren wurden verifiziert und in der App sichtbar gemacht. Das überzeugte auch die Jury von "Die Helfende Hand". Deutschlands wichtigste Auszeichnung zur Würdigung ehrenamtlichen Engagements im Bevölkerungsschutz wurde 2018 vom Bundesministerium des Innern in der Kategorie "Innovative Konzepte" an Saving Life vergeben.

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