Rückenwind für die TW 2021

TW-Geschäftsführer Frank Schärffe setzt auf die Unterstützung der Hansestadt Lübeck bei der Ausrichtung der Travemünder Woche 2021. Foto: TW

Nach dem Ausfall der 131. Travemünder Woche laufen die Planungen für das Event im 132. Jahr auf Hochtouren. Aus gutem Grund: Denn die Corona-Pandemie wird auch in diesem Jahr nicht vorüber sein, und so ist mit vielen Auflagen zu rechnen, die für die Segel- und Festivalwoche vom 23. Juli bis 1. August zu erfüllen sein werden. Doch eines steht fest: Die TW soll kein zweites Mal ausfallen. Das wissen die Segler und Klassenvereinigungen hoch einzuschätzen. Das Interesse an der TW ist ungebrochen. Im Interview geben Frank Schärffe, Geschäftsführer der Travemünder Woche gGmbH, und Jens Kath als Sportlicher Leiter Auskunft über den Stand der TW.

 

Die Travemünder Woche soll kein zweites Mal ausfallen. Das ist der klare Wille der Organisatoren, und der wird auch von der Hansestadt Lübeck mitgetragen.

Frank Schärffe: Ja, das ist ein Glück so. Wir als Veranstalter, als Segelclub, haben dabei natürlich die sportliche Wertigkeit der Travemünder Woche im Blick. Die wird uns in jedem Jahr dadurch bestätigt, dass viele nationale und internationale Klassen hier ihre Meisterschaften segeln. Diesen Status gilt es in der Segelwelt zu erhalten. Die Stadt sieht das ähnlich. Sie hat natürlich die Bedeutung des Standortes Travemünde als Segelsport-Standort im Blick, und dazu gehört zweifellos die Travemünder Woche, die das seit Jahrzehnten, insgesamt über 130 Jahre nachweist.

 

Das bedeutet: Die Stadt unterstützt tatkräftig die Veranstaltung in diesem Jahr?

Frank Schärffe: Diese Zusage haben wir. Nähere Untersuchungen, was es bedeutet, die Travemünder Woche unter diesen besonderen Bedingungen in 2021 durchzuführen, müssen noch diskutiert werden. Aber es gibt erste Kalkulationen, die wir gemacht haben. Daraus ergibt sich auch das Erfordernis, die Travemünder Woche finanziell zu unterstützen. Denn wir haben außer den Meldeeinnahmen keinen nennenswerten Einnahmen in diesem Jahr, die zur Finanzierung des Sportbereiches beitragen können. Daher sind wir auf die Hilfe der Stadt angewiesen.

 

Die Situation gibt es vor: Segeln steht zur Travemünder Woche 2021 im Mittelpunkt. Was ist an Land in diesem Jahr möglich?

Frank Schärffe: Das ist aus heutiger Sicht, Anfang Februar, schwer zu sagen. Das Infektionsgeschehen, womit wir es im Juli zu tun haben werden, ist noch offen. Wir gehen in den Planungen davon aus, dass wir die Segelwettbewerbe möglichst plangemäß durchziehen wollen. An Land hingegen werden wir aller Voraussicht nach eine Situation haben, dass ein Festival, so wie es über die Jahre gewohnt ist, nicht möglich sein wird. Es wird aller Voraussicht nach keine große Partymeile, keine großen Festivalflächen, keine Partyzone am Strand geben. Insofern wird sich das Landprogramm, wenn es denn zulässig ist, auf wenige abgegrenzte Flächen beschränken. Das bedeutet, dass ein Finanzierungsbeitrag, der ansonsten für die TW aus dem Landprogramm heraus sehr wichtig ist, in diesem Jahr nicht kommen wird.

 

Es werden in jedem Fall besondere Maßnahmen getroffen werden müssen, denn es werden zwischen 1000 und 2000 Aktive erwartet. Auf welche Szenarien muss sich die Travemünder Woche einstellen?

Frank Schärffe: Die Travemünder Woche ist als Großveranstaltung in jedem Jahr schon eine Herausforderung, die mit 300 Ehrenamtler durchgeführt wird. Aber in diesem Jahr sehen wir uns vor besonderen Herausforderungen, insbesondere in Bezug auf die Corona-Regeln und Auflagen, die wir zu erwarten haben. Wir sind dabei, ein umfangreiches Hygiene- und Sicherheitskonzept auf die Beine zu stellen. Es deutet sich an, dass wir an unseren verschiedenen Stellplatz- und Bootslager-Standorten wirklich restriktive Maßnahmen wie Abgrenzungen, Zugangskontrollen, Personen-Akkreditierungen durchführen müssen, wobei noch nicht klar ist, wie viele Personen auf den einzelnen Flächen der Travemünder Woche im Juli zulässig sein werden. Aber darauf stellen wir uns ein. Das bedeutet eine deutlich umfangreichere Infrastruktur mit deutlich höheren Kosten, als wir es in den normalen TW-Jahren gewohnt sind.

 

Das heißt: Weniger Einnahmen und größere Ausgaben, die von den Veranstaltern allein nicht zu leisten sind. Auf welche öffentlichen Mittel kann man hoffen?

Frank Schärffe: Aus heutiger Sicht, ist es nur die Stadt Lübeck, die uns mit besonderen Mitteln helfen kann, damit die Travemünder Woche in diesem Jahr durchführbar sein wird und damit weiterhin bestehen kann. Denn ein Verein als Veranstalter kann diese immensen Infrastrukturkosten, die Kosten, die mit den Hygieneauflagen verbunden sein werden, nicht tragen. Gar keine Frage!

 

Die sportlichen Planungen für 2021 sind weitgehend abgeschlossen. Wie ist die Travemünder Woche aus dem Absagejahr 2020 herausgekommen?

Jens Kath: Fast gestärkt, kann man sagen. Wir haben es geschafft, viele Meisterschaften, die im vergangenen Jahr ausgefallen sind, in dieses Jahr rüber zu nehmen. Viele Klassen haben gleich angefragt. Und unser Kalender war ohnehin gut gefüllt, denn wir planen zum Teil drei, vier Jahre im Voraus. Das Feld ist super gut aufgebaut, ein guter Mix aus allem: alt und jung, langsam und schnell, viele Leute an Bord, wenig Leute an Bord – richtig spannend.

 

TW-Sportdirektor Jens Kath kann ein großes Regatta-Programm für den Sommer vermelden. Foto: TW

Was sind die Höhepunkte und Meisterschaften? Wie viele Teilnehmer in wie vielen Klassen werden erwartet?

Jens Kath: Wir könnten wohl die 1000er-Marke knacken. Es war schon im vergangenen Jahr geplant, dass mehr als 1000 Boote zu uns kommen. Ein Höhepunkt wird die Europameisterschaft der Laser 4.7 sein. Das können um die 350 Boote, mit Jugendlichen von 12 bis 16 Jahren an Bord, werden. Das wird das größte Feld. Die jugendliche Zweimann-Jollen RS Feva, die ihre Weltmeisterschaft segeln, die wir schon im vergangenen Jahr geplant hatten, werden um die 150 bis 200 Boote. Wenn alles gut geht. Die Waszp haben wir mit dabei, als Foil-Klasse. Also etwas Spektakuläres, Schnelles, Schnittiges. Insgesamt werden wir gut besetzt sein. Wir haben fast alle Regattabahnen im Betrieb, die wir betreiben können. Also neun Stück. Natürlich müssen wir noch hin und her schachteln, planen, wie alles passt. Denn die Frage ist, kommen alle Klassen in der Stärke, wie es gedacht ist. Wir haben aber Hoffnung mit Blick auf andere Regatten, dass viele Meldungen eingehen werden. Mit rund 20 Klassen sind wir gut gefüllt.

 

Das große Ziel in der sportlichen Organisation an Land wird sein, möglichst kontaktlos zu agieren. Welche Neuerungen wird es aufgrund der Lage geben?

Jens Kath: Man muss sich vorher angucken, wo kommen die Segler zusammen: Das ist das Skippersmeeting, das sind die Eincheck-Bereiche, die Eröffnungsfeiern und Siegerehrungen. Da müssen wir Maßnahmen treffen. Wenn man an das Einchecken denkt, dann geht das weitestgehend online, so dass die Segler nur noch mal vorbeikommen müssen, um sich ihr Teilnehmer-Täschchen bei uns abzuholen – nach einem online klar gebuchten Termin. In der Kommunikation kann man auf das Noticeboard, um das sich die Segler sonst versammeln, verzichten. Das geht schon länger online. Wir arbeiten an einem eigenen Messenger-Programm, über das wir die Teilnehmer erreichen können. So können wir mitteilen: Hier gibt es was Neues! Es muss sich also niemand mehr vor einem überfüllten Noticeboard versammeln und ist trotzdem gut informiert, weiß immer was Sache ist. Bei Siegerehrungen und Eröffnungsfeiern sind wir noch in der Findungsphase. Da muss man abwarten, wie die Situation im Sommer sein wird. Es gibt verschiedene Szenarien von – im schlimmsten Fall – gar keiner Siegerehrung bis hin zum kleinen Kreis oder – worauf wir hoffen – in einem erweiterten Kreis.

 

Das hört sich danach an, dass aus der Not zumindest im Teil eine Tugend gemacht wird, dass einige Maßnahmen auch in die Zukunft mitgenommen werden.

Jens Kath: Ja, klar. Wenn man an den Messenger-Dienst denkt, auf jeden Fall. Wir haben auch schon seit 2019 unseren virtuellen Flaggenmast im Betrieb. Es muss also niemand mehr die Nase aus seinem Zelt stecken, um die Flaggensignale zu sehen. Das geht auch auf dem Tablet oder Smartphone. Solche Dinge werden wir jetzt noch verstärkt auch für die Zukunft einführen.

 

Welche Erwartungshaltung gibt es an die Seglerinnen und Segler? In welchen Bereichen sind die gefordert, welche Abstriche müssen die akzeptieren?

Jens Kath: Wir gehen davon aus, dass alle mitmachen wollen. Wir haben uns über ein Jahr an die Corona-Maßnahmen gewöhnt. Aber es geht ja um das Seglerische. Die Menschen, die zu uns kommen, wollen segeln. Wir wollen Segeln auf Weltklasseniveau bieten. Die Travemünder Woche ist zwar dafür bekannt, dass es eine gute Symbiose gibt aus Festival und Segelsport. Aber das Festival wird in diesem Jahr vielleicht gar nicht, und wenn nur eingeschränkt stattfinden. Auf die Beachparty nach dem Segeln werden die Teilnehmer in diesem Jahr garantiert verzichten müssen. Ob die Meisterschaftsempfänge auf der „Passat“, die mit der Hansestadt Lübeck durchgeführt werden, machbar sind, müssen wir noch sehen. Das wird wohl schwierig. Hier wird man Abstriche machen müssen. Aber wir werden alles dafür geben, dass das Segeln gut funktioniert.

 

Kurzum: Die Organisatoren freuen sich auf die Segler. Nach dem Absagejahr geht es jetzt wieder nach oben?

Jens Kath: Na klar. So hoffen wir das. Wir tun alles dafür, und wir sind fest davon überzeugt, etwas Gutes stattfinden zu lassen. Es sollen alle Spaß haben, sie sollen faire Wettbewerbe und gute Bedingungen vorfinden.

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