Auf den Spuren der „Geschichte des Burghügels“

© Olaf Malzahn

Mit einer neuen Ausstellung im Burgkloster beleuchtet das Europäische Hansemuseum die lange und wechselvolle Geschichte des Ortes, an dem es steht. Sie versteht sich als Widmung an die Menschen, die in 1200 Jahren am Lübecker Burghügel gelebt, gearbeitet, gelacht und auch gelitten haben. Sie wird zukünftig immer dann zu sehen sein, wenn keine Sonderausstellung stattfindet.

Nach der Sonderausstellung ist vor der Sonderausstellung – doch was passiert zwischendurch in den Räumen? Diese Frage stellte sich dem Museumsteam im Hinblick auf das Ende der Sonderausstellung „Störtebeker & Konsorten – Piraten der Hansezeit?“ und gemeinsam hat man eine kreative Antwort darauf entwickelt. Über den Sommer wurde intensiv an einer kleinen Ausstellung gearbeitet, die immer dann aufgebaut werden kann, wenn das Museum keine Sonderausstellung zeigt. Die „Geschichte des Burghügels“ erfüllt nun alle besonderen Anforderungen, die das Museum an seine „Interimsausstellung“, wie das Projekt von seinen Mitarbeitenden gerne genannt wird, gestellt hat. Sie lässt sich flexibel auf- und abbauen und kann bei Bedarf im Hinblick auf didaktische Elemente ergänzt werden, z.B. um eine Aktivstation in Post-Corona-Zeiten.

Das Ausstellungsdesign ist in einem warmen Rotton gestaltet, das an die Backsteine des Burgklosters erinnert. Zahlreiche Illustrationen, die die Veränderungen auf dem Burghügel eindrucksvoll veranschaulichen, lockern die Texte auf. Auch die vielen Sitzgelegenheiten sorgen für eine gemütliche Atmosphäre, in der man sich gerne aufhält, um in die beeindruckende Vergangenheit dieses Ortes einzutauchen. Nicht zuletzt das Thema Nachhaltigkeit lag den Kurator:innen – bestehend aus der Historikerin Franziska Evers, dem Archäologen André Dubisch und dem Leiter der Abteilung Bildung und Vermittlung Sören Affeldt – am Herzen und so wurden viele Möbel und Elemente der Störtebeker-Ausstellung wiederverwendet.

Von der slawischen Burg zum Museumsbau
Die Ausstellung erzählt die Geschichte des Ortes, an dem heute das Europäische Hansemuseum steht, aus historisch-archäologischer Perspektive. Der Lübecker Burghügel blickt auf eine lange wie wechselvolle Geschichte zurück. Schon die Slawen erachteten ihn als idealen Ort für eine Befestigung und errichteten dort einen Ringwall. Deutsche und dänische Herrscher folgten ihrem Beispiel und erweiterten ihn um eine Burg. Bereits im Jahre 1227, nach der legendären Schlacht bei Bornhöved, wurde die dänische Burg von den Lübecker Bürgern abgerissen und das Gelände an den Dominikanerorden übergeben. Der Bettelorden errichtete anstelle der Burg das Maria-Magdalenen-Kloster, benannt nach der Heiligen Maria Magdalena, die – der Legende nach – den Lübeckern in der Schlacht gegen die Dänen zur Hilfe geeilt war und ihnen zum Sieg verholfen hat. 304 Jahre lang lebten, beteten und arbeiteten auf dem Burghügel Mönche, bis das Kloster 1531 im Zuge der Reformation in ein Armenhaus umgewandelt wurde. Einschneidende und umfangreiche Veränderungen wurden ab 1883 vorgenommen, als der Stadtrat beschloss, ein großes, repräsentatives Gerichtsgebäude zu errichten und das ehemalige Kloster teilweise zu überformen. Das zugehörige Gefängnis wurde bis 1962 genutzt. Ab den 1980er Jahren wurde der geschichtsträchtige Ort als Kulturforum, Kunsthalle und Museum genutzt, bis schließlich 2015 das Europäische Hansemuseum seine Pforten auf dem Burghügel öffnete.

Mit der „Geschichte des Burghügels“ hat das Europäische Hansemuseum ein Stückchen Stadt- und Kulturgeschichte aufgearbeitet: „Es ist uns ein wichtiges Anliegen, die Geschichte des Ortes zu zeigen, an dem wir so viel Zeit verbringen“, erklärt Sören Affeldt, Leiter der Abteilung Bildung und Vermittlung des Europäischen Hansemuseums und Mitverantwortlicher des Projektes. „Über 1200 Jahre haben Menschen hier gelebt, gearbeitet, gelacht, geliebt, aber auch gelitten. Ihnen widmen wir diese Ausstellung, denn sie ist auch ein Versuch, wieder einen Bezug zu ihnen herzustellen.“

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