1. Sinfoniekonzert

GMD Stefan Vladar © Olaf Malzahn

Stefan Vladar setzt in seinem Antrittskonzert als neuer Generalmusikdirektor ein musikalisches Großwerk auf das Programm. Gustav Mahlers 2. Sinfonie c-Moll entstand in den Jahren 1888 bis 1894 in Prag, Hamburg und am Attersee. Das am 13. Dezember 1895 in Berlin unter Leitung des Komponisten uraufgeführte Werk war lange Zeit die populärste unter Mahlers Sinfonien und wurde nach ihrem Schlusschor »Auferstehungssinfonie« genannt. Mit ihr beginnt der Zyklus der drei sogenannten »Wunderhorn-Sinfonien«, die in enger Verbindung zu Gedichten aus »Des Knaben Wunderhorn« stehen. Fünf Sätze stellen ein gewaltiges musikalisches Fresko dar, das die eschatologischen Dimensionen von Tod und Auferstehung beschwört.

Nach der Vollendung wurden von Mahler Programmentwürfe für diese Sinfonie verfasst:

1. Satz. Am Grabe eines geliebten Menschen. Sein Kampf, sein Leiden und Wollen zieht am geistigen Auge vorüber. Fragen drängen sich auf: »Was bedeutet der Tod – gibt es Fortdauer?« Die nächsten drei Sätze sind als Intermezzi vor dem »antwortenden« Schlusssatz eingefügt.

2. Satz. Ein seliger Augenblick aus dem Leben des Toten, wehmütige Erinnerungen.

3. Satz. Der Geist der Verneinung hat sich seiner bemächtigt. Die Welt erscheint ihm als sinnloses Treiben. Aufschrei der Verzweiflung.

4. Satz. Rührende Stimme des »naiven« Glaubens: Vertonung eines Volksliedtextes aus »Des Knaben Wunderhorn«.

5. Satz. Die Fragen des ersten Satzes drängen sich erneut auf. Apokalyptische Visionen: der große Appell; schließlich der Ausblick auf Erlösung: »Und siehe da: es ist kein Gericht, es ist kein Sünder, kein Gerechter – kein Großer und kein Kleiner –, es ist nicht Strafe und nicht Lohn! Ein allmächtiges Liebesgefühl durchdringt uns mit seligem Wissen und Sein.«

Später zog Mahler diese programmatischen Überlegungen wieder zurück, und tatsächlich sind sie höchstens eine Behelfs-Erzählung. Keineswegs können sie die Vielfältigkeit, Ereignishaftigkeit und tiefe Ambivalenz von Mahlers Musik in Worte fassen. Kritisiert von Theodor W. Adorno wegen ihrer »zu großen Redseligkeit«, ist die 2. Sinfonie mit ihren anrührenden Worten aus dem Schlusssatz »Aufersteh’n, ja aufersteh’n, wirst du, mein Staub, nach kurzer Ruh« bis heute ein tröstliches Werk angesichts der Endlichkeit menschlichen Strebens und Lebens geblieben.

Dirigent S. Vladar, Sopran E. Metaxaki, Mezzosopran L. Mayer.
Chöre Chor und Extrachor des Theater Lübeck, Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Chor Hamburg.
Konzerte 8/9, 11:00 Uhr, 9/9, 19:30 Uhr, Musik- und Kongresshalle, Konzertsaal (Einführung je eine Stunde vor Konzertbeginn).
Theaterkasse 0451/399 600 Kartenkauf online www.theaterluebeck.de.

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