6. Kammerkonzert

Werke von Jacqueline Fontyn (UA), Felix Mendelssohn Bartholdy, Erwin Schulhoff und Mieczyslaw Weinberg

Nach dem großen Erfolg der Aufführung des 5. Streichquartetts von Mieczyslaw Weinberg in der vergangenen Saison widmen sich die Musiker:innen in diesem Konzert erneut einem Werk des lange vernachlässigten polnisch-russischen Komponisten mit jüdischen Wurzeln. Nachdem seine Familie von den Nazis ermordet worden war, fand Weinberg auch im russischen Exil keinen Frieden. Während der stalinistischen »Säuberungen« war er einige Zeit in einem KGB-Gefängnis interniert. Erst nach Stalins Tod 1953 wurde Weinberg zu einer wichtigen Figur des Musiklebens in Moskau. Gegen Ende seines Lebens war der Komponist hingegen fast vergessen und wird erst seit einigen Jahren nachhaltig wiederentdeckt. Erfahrungen von Verlust, Wut und Angst sind auch im 8. Quartett aus dem Jahr 1959 zu spüren. Der Mittelteil erinnert an verzweifelte Versuche aus einem Beklemmungszustand zu entkommen.


Erwin Schulhoff war einer der bekanntesten Komponisten seiner Generation. Schulhoff wurde von den Nazis als Kommunist, Jude und als »entarteter« Komponist verfolgt. Er starb 1942 im bayerischen KZ Wülzburg an Tuberkulose. 1924 gelang ihm mit den »Fünf Stücken« der Durchbruch auf dem Neue-Musik-Festival in Salzburg. Es ist Musik am Puls der Zeit: kurz, frech, suitenartig, aphoristisch.


Der jüdisch-stämmige Felix Mendelssohn Bartholdy war neben Wolfgang Amadeus Mozart das wohl beeindruckendste Wunderkind der Musikgeschichte. Schon mit 12 Jahren legte er seine ersten voll ausgereiften Werke vor. Seine ersten gedruckten Streichquartette gehören zu den besten Streichquartetten der Romantik überhaupt, obgleich sie Werke eines Teenagers sind. In Opus 12 nimmt Mendelssohn Bezug auf Beethovens späte Quartette op. 127 und op. 130. Den zweiten Satz »Canzonetta« kann man als eine Art »Lied ohne Worte« beschreiben. Er gehört zu den zauberhaftesten Kammermusiksätzen des Komponisten und genoss bereits zu Mendelssohns Zeit solche Popularität, dass er in zahlreichen Bearbeitungen verbreitet wurde.


Zu Beginn des Konzerts können Sie eine Uraufführung der großen alten Dame der belgischen Musik, Baronin Jacqueline Fontyn, erleben. Das kurze Stück »Layon« entstand 2019 und ist nach einem kleinen Nebenfluss der Loire in der Nähe von Nantes im Nordwesten Frankreichs benannt.


Konzert 01/03, 19:30 Uhr, Hoghehus.

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