Istanbul

Ein Sezen Aksu-Liederabend von Selen Kara, Torsten Kindermann und Akin E. Şipal

»Guten Tag Istanbul, es ist 20 Uhr. Die meisten deutschen Gastarbeiter kommen aus strukturschwachen ländlich geprägten Gebieten wie Bayern oder Baden-Württemberg. Sie erhoffen sich ein besseres Leben im zur Zeit boomenden Industriesektor der Türkei.« – Wir Seite 9 von 14 befinden uns in einer fiktiven Türkei in den 60er-Jahren. Das Wirtschaftswunder nach dem Zweiten Weltkrieg hat nicht in Deutschland stattgefunden, sondern am Bosporus.

Hunderttausende von deutschen Gastarbeitern strömen in die Türkei, um Arbeit und eine wirtschaftliche Absicherung zu finden. In »Istanbul« verfolgen wir die Geschichte des Lübecker Arbeiters Klaus Gruber, der sein Glück im fernen Land sucht und zwischen Heimweh, dem Gefühl des Fremdseins, des »Verkehrtseins« und »Ausgeliefertseins«, Sprachschwierigkeiten und persönlicher und kultureller Annäherung oszilliert. Wir erfahren von der auslaugenden Arbeit am Fließband und dem Gefühl der Einsamkeit, aber auch von neuen Freundschaften und Liebesverwicklungen. Augenzwinkernd behandeln die Autoren auch kulturelle Missverständnisse oder Unterschiede, liebgewonnene Gewohnheiten oder Gegenstände, die sich so im fremden Land nicht finden lassen – etwa wenn Klaus Gruber auf die Suche nach einem Filterkaffee »verzweifelt« durch Istanbul irrt. Der Musiker Torsten Kindermann hat die Geschichte mit vielen mal melancholischen, mal ausgelassen-übermütigen Songs von Sezen Aksu – der Königin des türkischen Pops – bereichert.

 

Durch die raffinierte Vertauschung der deutsch-türkischen Perspektive werden nicht nur die Lebenssituationen von Einwanderern – in welchem Land auch immer – mal nachdenklichernst , mal humorvoll gespiegelt, sondern es wird auch ein neuer Blick, ein Blick des Anderen auf das Eigene, möglich. Schauspieldirektor Pit Holzwarth, der sowohl mit seinen legendären Hommagen an Rio Reiser, Edith Piaf, Jim Morrison, Leonard Cohen, Bob Dylan und Patti Smith als auch durch seine vielschichtige Schauspielarbeit – zuletzt bei »Die Brüder Karamasow« – beeindruckte, wird sich dieses spannenden Stoffes annehmen.

 

Inszenierung P. Holzwarth, Ausstattung W. Brenner, Musikalische Leitung P. Imig, Einstudierung Gesang A. K. Örnek.

Mit S. Höhne, S. Wortmann; J. M. v. Cube, M. Fuchs, H. Sembritzki Musiker U. Benterbusch, J. Göring, E. Herzog, P. Imig, A. K. Örnek.

Wiederaufnahme 26/9, 20:00 Uhr, Kammerspiele, Theater Lübeck.

Weitere Termine 6/10, 18:30 Uhr, 17/10, 20:00 Uhr.

Theaterkasse 0451/399 600 Kartenkauf online www.theaterluebeck.de.

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