L’Européenne

Konzept von Thomas Goerge (*1973) und Lionel Poutiaire Somé (*1982) – Musik von Richard van Schoor (*1961)

© Olaf Malzahn

Auf einer Elektromülldeponie einer afrikanischen Großstadt lernt die europäische NGO - Mitarbeiterin Lena den Schrottsammler Bouba kennen. Er folgt ihr aus Liebe und reist auf den  gefahrvollen Routen illegaler Migranten über das Mittelmeer nach Europa. Der Beziehungsalltag ist für beide schwierig, Lena ist psychisch krank und Bouba hat keine europäische Aufenthaltsgenehmigung. In einer verhängnisvollen Nacht bringt sich Lena in der gemeinsamen Wohnung um. Bouba flieht, wird verhaftet und mit seiner Mord-Anklage endet die Oper. Als Kino-Oper kombiniert »L’Européenne« filmische Mittel in unterschiedlicher Weise mit dem Spiel der Darsteller:innen auf der Bühne. Der Film wird aus verschiedensten Materialien  Collagen-artig montiert. FoundFootage und dokumentarisches Material trifft auf gedrehte Filmszenen und den Kurzfilm »Die falsche Seite« von Lionel Poutiaire Somé.

Im Original-Libretto von Thomas Goerge werden neben autobiografischer Reiseerinnerungen aus Afrika und Lampedusa die Abläufe animistischer Rituale beschrieben und Schnipsel von Zeitungsartikeln und Twitter-Meldungen eingestreut. Diese literarischen Figuren bilden zusammen mit dem neuverfassten Text die Basis des vielschichtigen Librettos.

Die Neukomposition des südafrikanischen Komponisten Richard van Schoor greift diese Elemente auf. Entstanden ist ein farbenreiches Werk, das nicht versucht, die eklektischen Aspekte glattzubügeln, trotzdem wird eine homogene Klangästhetik erreicht. Van Schoor bedient sich gezielt vieler Klischees, damit ein ironischer und zynischer »Social-Commentary« entsteht. Um dem Orchesterklang z.B. die gewollte Farbe eines afrikanischen Townships zu verleihen, werden viele »recycled« Objekte verwendet.

Die Uraufführung »L’Européenne« ist Teil des Doppelpassprojektes »I like Africa and Africa likes me – I like Europe and Europe likes me« des afrikanisch-europäischen Teams rund um Daniel  Angermayr, Thomas Goerge, Richard van Schoor, Abdoul Kader Traoré und Lionel Poutiaire Somé, der Oper Halle und des Musiktheaters Lübeck und bezieht sich auf die Handlung der Grand Opéra »L’Africaine« von Giacomo Meyerbeer, die sie aus zeitgenössischer afrikanischer  Perspektive neu erzählt.

Wiederaufnahme 24/10, 19:30 Uhr, Großes Haus
Weitere Termine 25/10, 16:00 + 19:30 Uhr, 31/10, 16:00 Uhr, u.a.

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