Meisterschaften, mehr Festival, Meerblick

Die Travemünder Woche startet wieder durch. Nach der Absage in 2020 und einer Auflage mit reduziertem Landprogramm in 2021 geht es nun mit hochklassigen Regatten und einem Festivalprogramm mit Kunst, Kulinarik, Party, optischen Genüssen sowie einem sportlichen Auftritt von Lübecks Bürgermeister Jan Lindenau gegen ein Mitglied der Landesregierung vom 22. bis 31. Juli zurück auf Kurs.


Das Segelprogramm bietet die ganze Bandbreite – von Welt- über Europa- und Deutsche Meisterschaften bis hin zu kleinen Ranglistenregatten, von klassischen Bootsklassen bis hin zu modernen Entwicklungen des Wassersports, von Angeboten für junge Akteure bis hin zu Regatten für alterfahrene Crews.


Gemeldet sind für die 25 Segel-Entscheidungen im Rahmen der Travemünder Woche rund 500 Boote mit etwa 1100 Seglern aus 23 Nationen. Naturgemäß sind unter den internationalen Gästen die Nachbarländer wie Dänemark, Polen und die Schweiz am stärksten vertreten. Aber die Teilnehmer kommen aus ganz Europa und sogar aus Übersee. An den Masten der Travemünder Woche werden auch die Nationalflaggen aus den USA, Brasilien, Australien, Neuseeland und dem pazifischen Inselstaat Vanuatu gehisst.

 

Die sportlichen Höhepunkte der 133. Travemünder Woche sind die internationalen Meisterschaften. Gleich zwei WM-Titel werden in der Lübecker Bucht ausgesegelt. Mit den Formula 16 kommt eine rasante Katamaran-Klasse zu Travemünder Woche. Junge Athleten, die für die Zukunft olympische Ambitionen gegen, messen sich hier mit erfahrenen Kat-Seglern. Vor allem an der europäischen Atlantikküste ist die Klasse populär, und so kommen die WM-Favoriten aus Frankreich, Belgien und den Niederlanden. Vor neun Jahren waren die Formula 16 bereits mit der WM zur Travemünder Woche vertreten und haben gute Erinnerungen. „Die Travemünder Woche ist ein großartiges Event und bildet einen klasse rahmen, vielleicht den besten weltweit, für unsere Segler, um die Weltmeisterschaft zu segeln“, sagt Thomas König, Zweiter Vorsitzender der deutschen Klassenvereinigung und zuständig für die Kommunikation der Klasse. „Das ist ein tolles Angebot für unsere Athleten. Und mit den Multi-Europeans der Hobie 16 wird es seit langem das größte Event für 16-Fuß-Strandkatamarane. Wir werden uns in diesem Umfeld sicherlich sehr wohlfühlen.“


Die Ynglings haben ebenfalls eine WM-Vergangenheit vor Travemünde. Sie segelten 2014 hier. Und die Erfahrungen waren es auch, die die Klasse sehr kurzfristig wieder an die Lübecker Bucht führten. Ursprünglich war die WM der ehemals olympischen Frauen-Klasse in Koper/Slowenien geplant. Doch der dortige Club sagte ab, so dass die Anfrage an die TW gestellt wurde. TW-Sportdirektor Jens Kath und Gesamtwettfahrtleiter Anderl Denecke prüften die Möglichkeiten und nutzten die Chance, die Ynglings noch in das Programm zu integrieren. Trotz der Neuplanung und der kurzen Vorbereitungen gingen schnell Meldungen aus neun Nationen ein. Sogar eine Crew aus Australien will anreisen. Zur WM vor acht Jahren in Travemünde gab es einen dreifachen Triumph der Niederländer, und die Oranje-Segler zählen auch diesmal wieder zu den Favoriten.

 

Die Hobie-Segler sind als bunte Familie bekannt – da zeigen sie nicht nur mit ihren farbenprächtigen segeln, sondern auch mit einem ganzen Strauß an Titelentscheidungen. Zu den Multi-Europeans werden EM-Titel im Hobie 14, dem Ur-Typ einen Strand-Katamarans, der Nachwuchsklasse Hobie Dragoon sowie im Hobie 16 vergeben. Der Hobie 16 ist weltweit der am weitesten verbreitete Katamaran, und so gibt es hier EM-Ehren für Jugend- und Senioren-Crews sowie in der Eliteklasse. Zudem ist eine EM für Katamarane mit Gennaker ausgeschrieben.


Obwohl es in diesem Jahr aufgrund der Corona-Verschiebungen zu der ungewöhnlichen Konstellation kommt, das die WM und die EM der Hobies in einem Jahr in Europa stattfinden, schlagen viele Crews den Weg nach Travemünde ein. Auf die Spanier allerdings, die die WM im eigenen Land austragen, muss die TW allerdings weitgehend verzichte. Ein echtes Revival erleben die Hobie 14. Waren im vergangenen Jahr nur acht EM-Teilnehmer am Start, sind es diesmal fast 30 aus sieben Nationen – darunter auch drei Brasilianer, die nach einem Aufruf Boote von Klassenkollegen aus Deutschland chartern.


Für spannende, knackig kurze Rennen sorgen die Liga-Segler. Club-Mannschaften aus ganz Deutschland treten in der Ersten und Zweiten Liga an, und die internationale Elite dieses Regattaformats trifft sich zum Finale der Sailing Champions League (SCL). Damit wird die Travemünder Woche in diesem Jahr das Zentrum des Liga-Segelns werden.
Es ist das erste Mal, dass das SCL-Finale auf einem deutschen Revier ausgetragen wird, und die Internationalität bei dem Event ist so groß wie nie. Denn nicht nur die besten europäischen Clubmannschaften sind zur TW vertreten, auch Crews aus Australien, Neuseeland und Vanuatu sind registriert. Naben den qualifizierten deutschen Mannschaften hat auch der Lübecker YC die Chance, im Konzert der Liga-Teams mitzuspielen. Als Ausrichter des Events hat der LYC eine Wild Card erhalten. Eine gute Möglichkeit, um im Ligamodus zu bleiben, denn mangels ausreichender Segler hatte sich die LYC-Ligamannschaft in diesem Jahr vorerst aus dem Geschehen abgemeldet.


Mit den Deutschen Meisterschaften im ehemals olympischen Finn, der traditionellen Dreimann-Kielboot-Klasse Folkeboot und den Dyas wird das Meisterschaftsprogramm abgerundet.

 

Für die Folkeboote ist es die Rückkehr an alte große Wirkungsstätte. 1963 wurde der erste Gold Cup der Folkeboote, die inoffizielle Weltmeisterschaft, vor Travemünde gesegelt. Aus gutem Grund, denn der Lübecker Senator Hagelstein hatte den wertvollen, rund 1 kg schweren Goldpokal gestiftet. Die ursprüngliche Ausschreibung des Wettbewerbs sah vor, dass der Gold Cup entweder in dänischen Gewässern oder vor Travemünde ausgesegelt wird. Das blieb auch bis 1975 so. Bis dahin war Travemünde sechsmal Austragungsort des Gold Cups. Bis heute ist der Goldpokal neunmal vor Travemünde ausgesegelt worden, damit bleibt Lübeck der deutsche Standort mit den meisten Austragungen. In diesem Jahr sind es immerhin die Deutschen Meisterschaften zur Travemünder Woche.


Ein starkes Feld bieten die Finn-Dinghys zu ihrer Deutschen Meisterschaft auf. 60 Teilnehmer waren Mitte Juni gemeldet. „Der Klasse in Deutschland hat das Olympia-Aus nicht geschadet. Im Gegenteil: Wir hatten in den letzten Jahren hohe Zuwachsraten, haben in der deutschen Kassenvereinigung nun über 400 Mitglieder“, berichtete Klassen-Boss Claus Wimmer. „Die Deutsche Meisterschaft zur Travemünder Woche wird das nationale Highlight. Die Location am Mövenstein ist klasse.“


Im vergangenen Jahr feierte die Dyas-Klasse zu ihrem 50-jährigen Bestehen eine große Meisterschaft auf dem Starnberger See. „Ganz so viele Teilnehmer werden es in diesem Jahr wohl nicht werden. Aber um die 30 Teams könnten es zur Travemünder Woche sein“, so die Klassen-Vorsitzende Karin Diez. Die großen Flotten der Dyas sitzen in Berlin, im Westen Deutschlands rund um Koblenz und im Süden.  „Die Ostsee-Welle wird eine Herausforderung. Aber die Spitzenteams lieben das, und wir werden daran arbeiten, den Nachwuchs an diese Bedingungen heranzuführen“, so Diez.


Neben den Meisterschaften sorgen weitere Ranglisten-Regatten auf nationalem bzw. internationalem Niveau sowie die Wettbewerbe der seegehenden Yachten dafür, dass zur Travemünder Woche neun Tage für spannenden Sport gesorgt ist.

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