Überraschungen auf den Liga-Bahnen

Der Württembergische YC segelt am Schlusstag zum Bundesliga-Sieg vor Travemünde. Foto: segel-bilder.de

Nach zwei perfekten Tagen mit zügigen Wettfahrten geriet das Programm der Liga an Tag drei zwar etwas ins Stocken, konnte aber dennoch ein ansehnliches Pensum absolvieren. In Flaute und Dauerregen segelten die 18 Teams der Ersten Segel-Bundesliga sogar ihre komplette Anzahl von 48 Rennen, die Junioren Segel-Liga brachte es immerhin auf 36 Wettfahrten. Mit dem Württembergischen YC (Bundesliga) und dem Düsseldorfer YC (Junioren-Liga) zeigten Mannschaften aus dem Binnenland ihre Siegerqualitäten bei wechselnden Bedingungen.

 

Erste Segel-Bundesliga

Mit einem starken Schlusstag sicherte sich der WYC unter Steuermann Dennis Mehlig den Gesamterfolg im dritten Jahres-Act der Bundesliga. „Mit zwei zweiten Plätzen und zwei Siegen war der Schlusstag super. Aber im letzten Rennen wurde es trotzdem noch mal spannend. An der ersten Tonne waren wir noch Vierter, haben dann aber die nötigen Plätze gutgemacht“, berichtete Mehlig. Mit zwei Punkten Vorsprung sicherte sich die Bodensee-Crew den Erfolg zur TW vor dem Schlei SC und dem SMC Überlingen. „Das Revier liegt uns. Im letzten Jahr standen wir auch schon auf dem Treppchen“, sagte Mehlig. „Aber vorher eine Prognose oder Zielvorgabe abzugeben, fällt in der Bundesliga immer schwer. Es liegen alle so eng beieinander. Wir wollten aber zumindest unter die Top-Acht kommen.“ Das Ziel des WYC für die zweite Saisonhälfte ist nun die Qualifikation für die Champions League.

 

Überrascht von Platz zwei vor Travemünde war der SSC. „Wir wissen, dass wir gut sein können, aber so weit vorn haben wir uns nicht gesehen“, sagte Suzanne Willim. Trotzdem wollen die Aufsteiger die Erwartungen nun nicht zu hoch schrauben: „Das gibt jetzt erst einmal ein Polster im Abstiegskampf. Wir werden nicht davon abrücken, in den folgenden Events auch dem Nachwuchs eine Chance zum Einsatz zu geben.“

 

Wie eng es in der Bundesliga zugeht, musste der WV Hemelingen im letzten Rennen schmerzhaft erfahren. Das Team von Skipper Carsten Kemmling geriet unter Spinnaker mit dem SSC in Clinch, halste zu spät und kassierte einen Penalty. Damit rutschte der WVH auf den fünften Platz in dieser Wettfahrt zurück und vergab die Chance auf das Podium zur TW. Die Hemelinger mussten am Ende sogar mit Rang sieben zufrieden sein. Auf den dritten Rang kletterte mit dem SMC Überlingen der zweite Club vom Bodensee.

 

Überrascht von Platz eins Junioren Segel-Liga im Rahmen der TW waren die Junioren des Düsseldorfer YC. Foto: segel-bilder.de

Deutsche Junioren Segel-Liga

Überraschend war der Verlauf in der Junioren Segel-Liga für die siegreichen Düsseldorfer. „Damit haben wir überhaupt nicht gerechnet. Wir sind heute am letzten Tag sehr gut mit den Bedingungen klar gekommen, haben den drehenden Wind gut gelesen“, erklärte Kai-Steffen Hofmann, Steuermann des DYC. Hinter Düsseldorf komplettierten der BYC Überlingen und der MSC aus Hamburg das Podium. Bester Club aus Schleswig-Holstein waren die viertplatzierten Flensburger. Der Kieler YC mit Steuermann Lasse Kaack wurde Sechster. „Damit sind wir sehr zufrieden. Es ist unsere erste Saison. Mit den Top-Teams können wir noch nicht ganz mithalten, werden uns aber für unser Heimevent in der Kieler Innenförde besonders vorbereiten“, so Kaack. Der Lübecker YC um Steuermann Michael Fechner war ebenfalls zufrieden. „Das hat riesigen Spaß gemacht. Aber es war auch sehr tricky bei dem wenigen Wind heute“, erklärte Fechner. Gerade dabei hatte das Team in der vorletzten Wettfahrt zu viele Manöver absolviert, war so auf den letzten Rang in diesem Rennen zurückgefallen. Der Sieg zum Abschluss versöhnte aber für den Patzer zuvor. „Jetzt freuen wir uns auf die nächsten Events. Das sind immer hochkarätige Veranstaltungen in der Junioren Segel-Liga. Wir hoffen darauf, dass das Team in unserem Club über die Saison hinaus bestehen bleibt.“

 

Tim Conradi, Leonard Stock und Christoph Möhring (von links) bildeten das Podium der Laser-Standard-Segler. Foto: segel-bilder.de

Erste TW-Trophäen sind vergeben

An Tag drei der Travemünder Woche gab es neben den Ligen auch die ersten Sieger auf den Dreiecksbahnen. Die Laser Standard und Laser Radial beendeten ihre Wettbewerbe, während die Laser-Jugend erst den Auftakt zu ihren Meisterschaften absolvierte. Vorentscheidungen vor dem morgigen Abschluss in ihren Klassen fielen bei den 505ern, Finns und Trias. Allerdings war es ein schwieriger Tag mit leichten und drehenden Winden, an dem zumindest die Klassen mit spätem Starttermin nun bedingt zum Zuge kamen.

 

Laser Standard und Laser Radial

Den Sieg bei den Laser Standard ergatterte souverän der Hamburger Leonard Stock: „Das war das Ziel. Die TW war ein gutes Training für die WM im Oktober vor Split. Da hoffe ich auf einen Platz unter den Top-15.“ Der 18-Jährige ist erst im Herbst vom Radial auf den Standard umgestiegen und muss sich noch an die größere Segelfläche gewöhnen. „Ein bisschen Gewicht muss ich noch machen. Zwei Kilo fehlen.“ Dennoch ist er als Mitglied der nationalen Junioren-Trainingsgruppe bereits auf einem hohen Niveau angekommen und trainiert auch schon bei Gelegenheit mit den Nationalmannschaftsseglern Philipp Buhl und Nik Willim mit. Zur TW war er am ersten und letzten Tag der Konkurrenz überlegen, ließ nur an Tag zwei andere Segler zum Tagessieg kommen. „In dem einen Rennen habe ich es nicht ganz geblickt und in der anderen Wettfahrt wurde ich auf der Zielkreuz geflaggt, musste noch einmal kringeln.“ Hinter Stock landeten die gleichaltrigen Tim Conradi (Duisburg) und Christoph Möhring (Münster) auf den weiteren Podiumsplätzen.

Im Laser Radial dokumentierte die Siegerehrung die Einstellung der Klasse zu den Regatten: Das Podium wurde nur bruchstückhaft besetzt. Siegerin Alexandra Behrens (Hamburg) fehlte, stattdessen rahmten der zweitplatzierte Florian Alert (Langenargen) und Sabrina Queren (Ostwürttemberg) eine Lücke ein.

 

Trias

Die Dreimann-Kielboote hätten mit einem weiteren möglichen Rennen ihre TW abschließen können, wollen aber noch einen Tag länger vor Travemünde segeln. Nach zwei Siegen am dritten Tag führt der Schweizer Mario Fattorini die kleine Flotte als Spitzenreiter in den Schlusstag.

 

505er

Vom Kurs Titelgewinn sind Jan-Philipp Hofmann/Felix Brockerhoff bei den 505er kaum mehr abzubringen. Zwar machten sie in den beiden Montag-Wettfahrten nach einer bisher makellosen Serie ein paaar Fehler und wurden „nur“ Zweite und Vierte, aber 13 Punkte Vorsprung vor den beiden verbleibenden Rennen sollten reichen, um nach zwei Deutschen Meisterschaften nun auch die deutschen Bestenermittlung in Serie zu gewinnen. „Es war nicht ganz einfach heute: wenig Wind und starke Kanten, etwas unübersichtlich“, berichtete Jan-Philipp Hofmann. „Letztlich haben wir uns noch ganz gut behauptet. Aber wir ärgern uns ein bisschen über unsere eigenen Fehler. Es wäre mehr drin gewesen.“ Jeweils auf den Startkreuzen setzte das Duo die Wenden nicht optimal und musste so kurz vor der Luvmarke ein paar Konkurrenten durchlassen. Freuen durften sich die Düsseldorfer aber über die Jury-Entscheidung am Vorabend. Von Platz zehn wurden sie auf Rang eins gesetzt. Der Grund: Als einzige hatten sie nach einer Bahnänderung einen längeren, aber korrekten Kurs gesegelt. Damit stand ihnen der Rang eins zu, alle anderen wurden dahinter einsortiert – ohne Disqualifikation: „Ich denke, das war die beste Lösung für alle“, so Hofmann. Die weiteren Podiumsplätze nehmen vorerst Alexander Holzapfel/Stefan Worm (Koblenz) und Frederik Schaal/Felix Diesch (Überlingen) ein.

 

Finn

Kein neues Bild ergibt sich bei den Finns nach dem dritten Tag. Sieben Rennen sind gesegelt, sieben Mal heißt der Sieger Phillip Kasüske (Berlin). Dahinter hat sich Uli Breuer vom Rursee trotz eines Patzers fest etabliert. Nicolaus Schmidt (Hamburg) kann ebenfalls damit planen, morgen auf dem Siegerpodest zu stehen.

 

Die Laser-Jugend stieg mit einem holprigen Start ins TW-Geschehen ein. Nur den beiden Radial-Gruppen gelang ein Rennen. Foto: segel-bilder.de

Laser Radial und Laser 4.7

Frisch ins Travemünder-Woche-Geschehen griffen die jugendlichen Laser-Segler bei ihrer Deutschen Jugendmeisterschaft ein. Doch der Start verlief holprig. Mühevoll konnten die Laser Radial im abnehmenden Wind zu einem Rennen über den Kurs gebracht werden. Die Wettfahrt der Laser 4.7 wurde abgebrochen, als der Wind den Dienst komplett einstellte. Dieser Renn-Versuch hat für ein Dutzend 4.7-Segler dennoch ein böses Nachspiel. Sie dürfen nach einem Frühstart auch beim Neustart am Dienstag nicht mitsegeln und können erst in der zweiten Wettfahrt einsteigen. Die Trainingskollegen Mewes Wieduwild (Schwedeneck) und Jesper Bahr (Lübeck) teilten sich zum Auftakt der Radial-Segler die Siege.

 

Seesegler fiebern dem IDM-Finale entgegen

Nach einem anstrengenden Tag am Sonntag gab es für die Seesegler zur ihrer IDM am Montag nur Kurzarbeit. Der flaue Wind ließ lediglich ein Rennen zu. Zwar wartete Wettfahrtleiter Uwe Wenzel noch eine längere Zeit in der Hoffnung auf die Rückkehr auf Wind, schickte die Flotte dann aber am frühen Nachmittag auf die Heimreise. Zum Abschluss der Meisterschaft steht nun am Dienstag noch die Mittelstrecke auf dem Programm, zu der die Gruppen zwischen 25 und 35 Seemeilen segeln sollen. Wie die Langstrecke ist auch die Mittelstrecke mit einem Faktor (1,3) versehen und kann in der Endabrechnung nicht gestrichen werden. Deshalb sind die aktuell Führenden in den Klassen noch keineswegs auf sicherem Titelkurs.

 

Die große Gruppe der ORC III ist indes weiterhin fest in der Hand der „Immac Fram“ um Steuermann Kai Mares (Dänischenhagen). Die Crew hat bisher alle Wettfahrten gewonnen und führt deutlich vor der „Halbtrocken“ von Knut Freudenberg (Flensburg) und der „Patent 4“ mit Jürgen Klinghardt und Henning Tebbe (Hamburg).

In der Klasse der ORC I+II setzte die „Intermezzo“ von Jens Kuphal (Berlin) die gute Leistung des Vortages auch unter anderen Windbedingungen fort. Mit Rang drei auf der Langstrecke und vier ersten Plätzen auf der kurzen Bahn überrascht sie auf dem zu dieser Saison frisch auf die Bahn gebrachten Boot. „Die Serie hat gehalten. Jetzt müssen wir einen ersten Platz streichen“, berichtete Kuphal mit einem Schmunzeln, warnt aber zur Vorsicht: „Auf der Mittelstrecke kann noch alles verloren gehen. Wir freuen uns auf einen spannenden Abschluss.“ Da wird er sich vor allem der Angriffe von der „Sportsfreund“ von Axel Seehafer (Heiligenhafen) und der „Halbtrocken 4.0“ von Michael Berghorn (Kiel) erwehren müssen.

Bei den kleinen Booten der ORC IV geht die „Nemo“ von Uwe Kleinvogel (Rostock) als Führenden in den Abschlusstag.

Ein großes Lob gab es vom Vorsitzenden des Seesegel-Ausschuss im DSV, Dr. Wolfgang Schäfer, für die Meisterschaft vor Travemünde: „Es waren nicht immer einfache Bedingungen, aber die Wettfahrtleitung hat das sehr gut gemeistert. Insgesamt macht die Travemünder Woche einen tollen Job bei dieser Meisterschaft – sowohl auf dem Wasser als auch an Land.“

 

 

Ergebnisse

Alle Ergebnisse unter www.manage2sail.com.

 

 

Das Segel-Programm für Dienstag

10:00 Uhr: IDM Seesegeln

11:00 Uhr: IDM 505er

11:00 Uhr: IDJM Laser 4.7

11:00 Uhr: IDJM Laser Radial

11:00 Uhr: Finn Dinghy

11:00 Uhr: Trias

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